Als die „Analyse“ der Grünen veröffentlich wurde, zuerst von der Saarbrücker Zeitung, machte die Meldung lauffeuermäßige Welle:

https://www.hna.de/wirtschaft/durchschnittlich-um-25-prozent-gestiegen-preise-fuer-trinkwasser-explodieren-in-deutschland-zr-9859013.html
https://www.hna.de/wirtschaft/durchschnittlich-um-25-prozent-gestiegen-preise-fuer-trinkwasser-explodieren-in-deutschland-zr-9859013.html

Eine Ursache: Journalisten und Veränderungswerte in Prozent. Sobald Journalisten „25 Prozent“ sehen und in ihrem Hinterkopf vielleicht gerade noch eine Inflation von unter „2 Prozent“ haben, dann explodiert etwas. Dass die Preisentwicklung, noch dazu falsch, über einen langen Zeitraum zu sehen ist (2005-2016, 11 Jahre), ist schwer zu erfassen. Ist das viel, wenig, ganz ok? Keiner weiß es.

Schuld daran ist unser Unvermögen, über längere Zeiträume mit Veränderungszahlen umzugehen. Das gilt ja etwa auch für den Zinseszins-Effekt, aber eben auch für die Auswirkungen von Inflation auf Kaufkraft.

Und schwupps, als ich diesen Artikel schreiben wollte, hat Stefan Niggemeier auf Uebermedien.de die Arbeit schon gemacht. Das Trinkwasserpreis-Debakel der deutschen Medien

Anders als die Umweltstatistik, auf die die Grünen sich beriefen, liefere aber die Preisstatistik vergleichbare Werte, erklärte das Statistische Bundesamt. Sie erhebt die Preise für die Wasserversorgung privater Haushalte. Danach sind die Preise für Trinkwasser zwischen 2005 und 2016 um 17,6 Prozent gestiegen. Das ist nur wenig mehr als die allgemeine Entwicklung der Verbraucherpreise, die um 16,1 Prozent zunahmen.

Es gilt also, ach, sich Zahlen und Zahlengrundlagen von „Analysen“ und „Studien“ anzuschauen, bevor man sie in die Welt hinausposaunt. Doch von diesem Anspruch ist die Medienwirklichkeit weit entfernt.

[Gerne würde ich für diesen einen Artikel etwas zahlen, leider erlaubt Uebermedien nur Monatsabos. Das sind mir aber zu viele andere Artikel nicht wert]

2 Gedanken zu „Studies from hell: Trinkwasser“
  1. Das Schicksal vieler Journalisten „schnell zu sein“, hat jetzt für ein Wasserpreis-Debakel gesorgt. Medien haben die Pressemitteilung der Grünen ungeprüft übernommen und damit eine Falschmeldungswelle erzeugt. Zunächst startete die Bundestagsfraktion der Grünen Aufklärungsarbeit bei der Wasserpreisentwicklung und griff bei der Auswertung voll daneben – und dabei hatte sie es gut gemeint. Hier geht es zum Wasserblog http://www.lebensraumwasser.com/?p=8666&preview=true

Kommentare sind geschlossen.