Es sind Kommunalwahlen in Hessen. Mit dem ganzen „Panaschieren und Kumulieren“, das mal als ganz tolle Sache zur Stärkung der demokratischen Meinungsäußerung verkauft wurde, ist das nicht für allzuviele attraktiv. Vor allem weil sich zwar viele für die große politische Bühne interessieren, weniger aber für das, was vor der Haustür passiert. Lokale Nachrichten im Netz sind ja auch eine Seltenheit, und bezahlen mag man ja schon nicht für den „großen“ Journalismus, wieso dann für den Kleinen. Und außerdem liegt da journalistisch vielleicht noch mehr im Argen als im Großen.

Sich dagegen über Schlaglochpisten oder fehlende oder sinnlose Neubauprojekte, verfallende Infrastruktur, marode Schulen etc. ein wenig aufregen, das bekommen viele Menschen noch hin. Zuzuordnen, wer dafür verantwortlich ist, das schon weniger, vor allem da das mit den Parteien auf kommunaler Ebene so eine Sache ist: Vorurteile gegenüber CDU/SPD/etc. sind eigentlich nur schwer auf die konkrete Politik auf kommunaler Ebene zu übertragen.

Deshalb fühlen sich wohl viele ein wenig ratlos, wen oder was sie am Sonntag wählen sollen. Und mir geht es ja auch so: vor Ort wird bei uns viel erzählt, aber glaube ich wirklich daran, dass die jetzige „Opposition“ auf weitere Erhöhungen der Grundsteuer verzichten wird? Ist irgendein Konzept glaubwürdig? Konkret hier in Seeheim: die SPD fordert mal wieder, dass das Einkaufszentrum am Grundweg attraktiver zu gestalten sei. Ja klar, wer ein bisschen Gedächtnis hat, der weiß, dass das ein Oldie ist. Und nach der Wahl stellt man dann wieder fest, dass das Einkaufszentrum Privatbesitz ist und man nur wenig Einfluss auf dessen Gestaltung nehmen kann.

Ich könnte das fortführen, aber das würde von meinem Anliegen fortführen. Und das heißt AFD. Dieseg unappetitliche rechte Gruppierung will in viele Landkreistage und sonstige Kommunalparlamente. Und darf sich da gute Chancen ausrechnen, weil es ja vielen wie mir geht: wen soll man ernsthaft wählen?

Diesmal muss es heißen: das kleinere Übel, oder einfach nur irgendwen. Damit die AFD nicht von einer niedrigen Wahlbeteiligung und vom „Das wird man ja wohl noch mal wählen dürfen“ profitiert. Die Kommunalwahlen stehen so im Schatten der Landtagswahlen kommende Woche, aber sie werden ein Signal ausgeben. Und das darf nicht heißen: auch in Hessen bekämen die Populisten vom rechten Rand um die 10-20 Prozent.

Also, Leute, geht wählen. Wenn ihr im Großen und Ganzen mit Eurem Umfeld zufrieden seid: dann wählt die, die Regieren. Wenn nicht, die anderen, auch wenn ihr keine Hoffnung auf Besserung habt. Aber lasst die AFD draußen stehen. Das wird man doch noch versuchen können …