Es war Telepolis, „Ein Angebot von heise-online“, in dem auch ausführlich die interessante diskussionswürdige Studie des „Shorenstein Center on Media, Politics and Public Policy der Harvard Kennedy School“ recht undifferenziert referiert wurde. Uebermedien und auch mein Blogbeitrag und mein Nachtrag hatten sich des Themas angenommen. Und andere auch.
Telepolis hat dann auch nachgearbeitet im Beitrag Trump-Berichterstattung: Überwiegend negativ, nur ein Drittel der Beiträge neutral.
Das klingt dämlicherweise im Titel immer noch so, als sei die ARD ein voreingenommen antitrumpistischer Haufen, auch wenn es im Text heißt:
Wirklich problematisch wird die Studie an der Stelle, an der zum Vorschein kommt, was ihre Macher zur „negativen Berichterstattung“ zählten. Dazu gehörten nämlich auch Nachrichten, die sich auf Vorfälle bezogen haben, die man „objektiv“ als negativ für Trump bezeichnen kann.
Das klingt jetzt ein bisschen so, als habe der Autor der beiden Artikel Marcus Klöckner verstanden, dass diese Studie fast wertlos ist. Ich sage nur nochmal Media Tenor. Am Ende wird dem Leser der schwarze Peter zugeschoben:
Der geneigte Leser dürfte wissen, dass unabhängig davon, ob sich ein Medium schnell und oberflächlich oder tiefergehend mit einer Studie beschäftigt, er selbst immer auch gut daran tut, Studien oder Statistiken so zu hinterfragen, wie es ein kritischer Mediennutzer mit der gesamten Berichterstattung tun sollte.
Ja hallo, dafür gibt es Journalismus, der dem „geneigten Leser“ die Beschäftigung mit den Originalquellen erspart, indem er fundiert, kritisch, transparent berichtet, erklärt und einordnet.
Egal. Fall „geklärt“, auch wenn niemand auf die Finanzierung der „Studie“ eingehen mag. Dabei bemüht doch gerade Telepolis die „Cui Bono“-Frage so gerne.
Ich hatte schonmal geschrieben: eine „Media Tenor“-Analyse zu den negativen Berichten auf Telepolis zu öffentlich-rechtlichen Angeboten wäre auch mal eine interessante Sache. Kommen wir also zum Beitrag „Es handelt sich um Missbrauch der Deutungshoheit“vom 16.6.2017“
Marcus Klöckner führt ein Interview mit „Tagesschaukritikern“. Das übliche: wer über Syrien berichtet, der muss immer sagen, dass die USA schuld sind. Wer über die Ukraine berichtet muss immer sagen, dass Russland nicht schuldig ist. Wer … So weit, so erwartbar.
Klöckner, gerade noch hat er die Studie problematisch genannt und den „geneigten Leser“ dazu aufgefordert, doch gefälligst selber alles nachzulesen, was er berichtet, fragt:
Gerade hat das Shorenstein Center on Media, Politics and Public Policy der Harvard Kennedy School eine Analyse zur Berichterstattung über Donald Trump veröffentlicht. Die Journalismusforscher haben herausgefunden, dass die Tagesthemen in den ersten 100 Tagen von Trumps Präsidentschaft in 98 Prozent ihrer wertenden Beiträge negativ über Trump berichtet haben. Auch wenn die Studie kritisiert wurde (so wurden beispielsweise neutrale Berichte aus den angeführten Ergebnissen rausgehalten): Was lesen Sie aus der Untersuchung?
Ja Sackzement, diese Studie passt mir halt selber so gut in den Kram, dass ich keinen Haken dran machen will, sondern sie brauche um zu zeigen wie schlimm die ARD so ist. Die Studie, das muss man deutlich sagen, wurde nicht nur „kritisiert“ – sie wurde nach Strich und Faden auseinander genommen. Aber nach dem guten journalistischen Motto „irgendwas bleibt immer hängen“ wird sie weitergenutzt. Der arglose „geneigte Leser“, der die vorstehende Diskussion nicht mitbekommen hat, wird nicken und sagen: „Wow, Studie. Hammer“.
Das ist wirklich Journalismus at it’s worst. Aber möglicherweise ist es ja auch gar kein Journalismus, selbst wenn es so aussieht. Sondern „Aktivismus“.
Dass mir die Antwort dann auch gut gefallen hat, das ist klar:
Uli Gellermann: Gestatten Sie uns vor dem Einordnen ein fettes Grinsen: Noch vor wenigen Monaten hätte eine solche Einstufung der ARD unbedingt in die Rubrik „Antiamerikanismus“ gehört, ein beliebtes Etikett auch und gerade der Tagesschau, um Kritik an der US-Regierungspolitik ideologisch abzuwerten. Heute markiert die Trump-Berichterstattung im öffentlich-rechtlichen TV nur die Haltung eines schlechten Verlierers. Denn während des US-Wahlkampfes hatte die Tagesschau Partei für Clinton und gegen Trump genommen.
Wir haben die Beiträge nicht genau ausgezählt und kommen trotzdem auf eine sichere Schätzung: Gut 80 Prozent der Tagesschau-Anmerkungen zu Trump waren negativ, die Fußnoten zu den Clinton-Aktivitäten waren durchweg positiv bis neutral.
Also, gegen die „sichere Schätzung“ von Uli Gellermann ist Media Tenor ein wirklich seriöses Institut, dass Gellermann nicht auf der Höhe der Analyse der „Studie“ ist ist ein weiteres Indiz für die Qualität der „Tagesschaukritiker“.
Mein „fettes Grinsen“ ist eher säuerlich: auf diesem „Niveau“ kann man nicht diskutieren.
[…] gab – das ist dann fast schon gar nicht mehr wichtig. Aber nach dem albernen Versuch, eine unfaire Berichterstattung zu Trump zu konstruieren ist es hier wieder empirische „Forschung“, die zum Bashing genutzt […]