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Okay, man sollte nicht zu lange zusehen.

Wir haben wieder Nazis im Land. Und im Nachbarland. Und sie geben sich kaum noch Mühe, das zu kaschieren.

Da ist dieser Albrecht Glaser, den die AFD eigentlich zum Bundestagsvizepräsident machen will. Beim Neujahrsempfang seiner Partei in Zwingenberg ist er unter Gleichgesinnten und legt los, so das Darmstädter Echo:

Den Euro, die – wie er es nannte – Migrationskrise, den Islam und die Kriminalität sieht er als Gefahren, die nur mit einer starken AfD gebannt werden könnten. Er sieht darin eine „schicksalhafte Aufgabe“, die Hingabe und Leidenschaft erfordere, „um die Zerstörung Deutschlands zu verhindern“. Es lohne sich, „noch einmal die Stiefel anzuschnallen und den Revolver auszugraben“, wie er sich ausdrückte. Für seine Worte erhielt Glaser viel Beifall.

Frankreich sieht er nicht als Verbündeten, sondern nach wie vor als Rivalen. Naturvölkern schreibt er einen durchschnittlich niedrigen Intelligenzquotienten zu, der „genetisch bedingt“ sei. „Alles, was wahr ist, kann nicht rassistisch sein“, fügte er hinzu. Glaser gab selbst die Antwort auf die Frage, warum ihn die etablierten Parteien als Vizepräsidenten des Bundestages verhindern wollen: „Ich würde dort genauso reden wie hier“, sagte er in Zwingenberg.

Das wird man doch nochmal sagen dürfen.

Wie Björn-Bernd Höcke die Sprache der Altvorderen spricht, das hat Jasmin Schreiber sich genauer angesehen:

Und Normalisierung ist schon an der Tagesordnung. Wenn ein AfD-Politiker mal wieder einen verbalen Ausfall hat, nehmen wir es mittlerweile hin. Wir sagen „lasst die doch, wir können nicht bei jeder Äußerung was sagen, die wollen doch die Aufmerksamkeit“. Ja, die wollen sie und ja, das ist auf jeden Fall kalkuliert. Aber schon zu Zeiten Hitlers dachte man: Ach, lasst die doch. Nicht jedes Mal ein Fass aufmachen. Die sind halt so, einfach ignorieren! An das, was diese Strategie des Aussitzens, Aushaltens und Schweigens gebracht hat, erinnern wir uns jetzt jeden 27. Januar und darüber hinaus.

Der komplette Text ist lesenswert.

Und Jan Böhmermann, dem ich manchmal auch sehr kritisch gegenüberstehe, hat die Ästethisierung des Faschismus aufs Korn genommen – denn leider ist ja Österreich uns anderthalb Schritte voraus:

Die Hintergrundgeschichte findet sich hier bei Vice/Noisey Wer sind diese Trommler, die beim Wahlkampfauftakt der rechten FPÖ in Tirol gespielt haben?

Die Bilder des FPÖ-Auftritts sind nur gruselig …

Daher läuft es mir bei unserer neuen ZDFinfo-Reihe „Komplizen des Bösen“ extrem kalt den Rücken runter.

Lesenswert: Hier erklären Nazis warum sie Nazis wurden

Ein anderer Beamter namens Schwarz misstraute nicht nur den Zeitungen, sondern auch Juden und Polen. Aus Hitlers Mein Kampf will er von der „verhängnisvollen Maulwurftätigkeit dieser Weltverderber“, der Juden, gelernt haben. Persönlichen Kontakt mit Juden hat er allerdings nicht. Dass Polen wiederum allgemein „unzuverlässig“ seien, kann Schwarz nicht beweisen, schreibt er, aber sein Gefühl sage es ihm. Von Gefühlen und Verschwörungstheorien, die durch Propaganda zu „Wahrheiten“ werden, handelt auch der Brief der Krankenschwester Lisi Paupié: „Die Juden sind unser Unglück, das ist klar.“ Die rechte Filterblase besteht vor 1933 aus der Wochenzeitung DerStürmerMein Kampf und nationalsozialistischen Wahlkampfveranstaltungen; Juden und Kommunisten sind die Geflüchteten und Muslime der Weimarer Republik.

Und ich verweise noch gerne auf diesen Artikel in der taz, der sich anlässlich seines 70. Geburtstages mit dem von der Intelligenzia geschmähten Guido Knopp auseinandersetzt, der maßgeblich dafür gesorgt hat, dass sich zur besten Sendezeit die Nation mit dem Nationalsozialismus auseinandergesetzt hat. Man mag Kritisches anmerken, aber Jürn Kruse hält fest:

Ja, seine Botschaften waren und sind simpel: Nazis – schlecht, Antisemi­tismus – schlecht, Holocaust – schlecht, eine Mauer zwischen Staaten bauen – schlecht. Aber kann es – wenn man sich mal umschaut – eigentlich genug Leute geben, die diese simplen Botschaften den Menschen in die Hirne hämmern?

Und tatsächlich mutet es bizarr an, dass in einer Zeit, in der über mangelnde Bildung geschimpft, um verpflichtende KZ-Besuche gestritten und das Verlorengehen des Wissens über Naziherrschaft und Holocaust bedauert wird, einer wie Knopp wie ein Aussät­ziger betrachtet wird. Zumindest von weiten Teilen der wissenschaftlichen Elite.

Niemand hat die Absicht, einen Schlussstrich unter die deutsche Geschichte zu ziehen?

 

Foto: David Cohen

Ein Gedanke zu „Nazis“

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