So, lange Zeit nicht mehr berichtet, hier ein paar Sinneseindrücke der letzten Wochen und Monate, und ich kann nur sagen, manchmal entdeckt man Schätzchen ein bisschen spät.


Aber zuerst ein recht aktueller Streifen: UP IN THE AIR (Trailer), Regie und Buch Jason Reitman. Und in der Hauptrolle mal wieder: George Clooney. Er kann sich seine Rollen natürlich aussuchen, und das tut er auch sehr sorgsam, finde ich. Er gibt Ryan Bingham, einen Spezialisten seines Faches: er ist professioneller „human ressources manager“ oder besser, er feuert in Unternehmen Mitarbeiter, wenn die Chefs dazu zu feige sind. Als solcher ist er an fast jedem Tag des Jahres unterwegs und genießt es, aus dem Koffer in Hotels zu leben und dazwischen per Flugzeug unterwegs zu sein. Sein Traum: den 10-Millionen-Meilen Status zu erfliegen. Er kennt sich aus, wie man die schnellste Schlange in der Sicherheitskontrolle identifiziert, welches Hotel-Bonus-Programm sich lohnt und, ja auch das, wie man zu Recht kommt mit einem Job, bei dem man das Leben anderer Menschen zerstört.

Zwei Ereignisse schneiden in dieses Leben ein und reißen ihn aus der Routine. Da ist die junge, ehrgeizige BWL-Absolventin, die das Geschäft seiner Firma mitten in der herrlichsten Rezession umkrempeln will. Auf Kündigung via Videokonferenz. Der freizusetzende Mitarbeiter nimmt vor einem Computerbildschirm Platz und bekommt die Kündigung dann per Videoübertragung. Bevor das System eingeführt werden soll, geht sie mit ihm auf Reise, um den Alltag vor Ort kennenzulernen. Und er lernt Alex kennen, eine verwandte Seele, ebenfalls unterwegs von Hotel zu Hotel. Aus dem Flirt wird mehr, trotz engen Terminen. Sie begleitet ihn sogar zur Hochzeit seiner Schwester.

All das bringt Bingham dann doch einmal dazu, über sein Leben nachzudenken. Und das geht dem Zuschauer dann nicht anders. Es ist keine Komödie, obwohl vieles sehr witzig ist. Es ist kein Drama, auch wenn es an die Nieren gehende Entwicklungen gibt. Es ist kein Liebesfilm, auch wenn sich darum alles dreht. Es ist nicht die „Bekehrung des Eisklotzes“-Geschichte, die man erwarten oder besser noch befürchten könnte. Es ist – ein Film, der dem Leben sehr nahe kommt, weil alle Genres mitspielen. Momente großer Freude und sentimentaler Trauer, gerade dann, wenn man sie nicht erwartet. Neben Clooney, der all seinen Charme ausspielt, überzeugt die gesamte Darstellerriege, und man kann Jason Reitman nur dankbar für diesen Film sein. Warum gibt es so schlaue Drehbücher hierzulande nicht (so oft)?

Ganz was anderes. Ein Starvehikel. LIEBE AUF DEN ZWEITEN BLICK. Dustin Hofman. Emma Thompson. Gibt es mehr zu sagen? Okay, manch ein Kritiker war sehr ungnädig mit der Geschichte des alternden Werbe-Jingle-Komponisten Harvey, der als fünftes Rad am Wagen zur Hochzeit seiner entfremdeten Tochter nach London reist und dabei noch erfährt, dass sein Job gestrichen wird. Er triftt auf die ebenfalls vom Leben bisher nicht gerade bevorzugt behandelte Kate, die am Flughafen Meinungsumfragen macht, von ihrer Mutter terrorisiert wird und ständig von Freunden Verkupplungsversuchen ausgesetzt ist. Dabei ist sie nicht auf den Mund gefallen, nicht todunglücklich, aber eben auch nicht mehr. Ihre Wege kreuzen sich, und es entspinnt sich das erwartbare Spiel. Aber bei diesen beiden Schauspielern (und vor dem wunderbaren Londoner Hintergrund) ist das nicht einfach nur so banal wie es sich anhört. Ein schöner Liebesfilm, leise, klassisch.

Tja, OBEN ist wieder ein sehr gelungener PIXAR-Film, das Bedauerliche an diesem Stück ist nur, dass es die Drehbuchautoren nicht geschafft haben, eine Geschichte ohne einen „Bösewicht“ zu bauen, der dann für einen Showdown und „Action“ sorgen muss. Ansonsten wäre es die melancholische Geschichte rund um den Sinn des Lebens geworden, die wirklich zu Herzen geht. Drumherum stimmt das ja auch. Ein bisschen verschenkt, aber dennoch sehenswert.

Ein bisschen spät, den Film zu entdecken? Nein, ein „zu spät“ gibt es da gar nicht. Ein hervorragender Streifen, der den amerikanischen Traum und vieles mehr zum Thema hat. Hier trifft ein gealterter Box-Trainer auf das hungrigste Talent seiner Karriere – leider eine Frau. Es gibt eine typische Boxstory, eine nur angedeutete Liebesgeschichte, und Drama pur. Auch hier gilt: das ist haarscharf am „Leben“. Und tut dann auch so weh, wie es nur das Leben tun kann. Kein Wort mehr zum Inhalt. Ansehen. Auch wenn man Boxen blöd findet.

Noch mehr gesehen. Bald Teil 2.

P.S.: Es bleibt beim TV-Tipp: MORD MIT AUSSICHT