Kurz mal wieder ein Hinweis auf Gesehenes:
PERCY JACKSON DIEBE IM OLYMP -tja, größtenteils harmlos, muss man sagen. Eine nette „Harry-Potter-Variante“ (Junge entdeckt, dass er etwas Besonderes ist) aberauch nicht mehr. Das Duell mit der Medusa hat was, teilweise schöne Ideen, ansprechend umgesetzt, aber nicht VomHockerhauend.
Interessanter: EVERYBODY’S FINE mit Robert De Niro. Klarer Fall: die Geschichte vom verwitweten Vater, der feststellen muss, das ein Großteil dessen, was er für das Leben seiner Kinder hielt eine Lüge ist, und somit auch seine Vita aus Selbstbetrug besteht – das ist nicht wirklich rasend neu. Man denke an ABOUT SCHMIDT und Jack Nicholson. Und Menschen, die auf einen Roadtrip gehen, um dem Leben wieder Sinn zu geben, kennt man auch DAS BESTE KOMMT ZUM SCHLUSS.
Aber EVERYBODY’S FINE hat einen ganz eigenen Charme. Der Witwer Frank Goode hat sich nach dem Tod seiner Frau zuhause eingerichtet, dass er mit ihr noch spricht, mag er keinem zu verraten. Nach außen ist er tough und hart, etwa wenn er akurat eine BBQ-Party für seine vier Kinder vorbereitet, die allesamt weit, weit weg vom ordentlichen Heim wohnen. Dass er gesundheitlich angeschlagen ist, und die Einsamkeit ihn quält, das läßt er nicht nach draußen dringen. Doch als alle vier den gemeinsamen Grillabend absagen, gerät das wohlgeordnete ins Straucheln, und Goode realisiert, dass er direkt nie etwas mit dem Leben seiner erwachsenen Kinder zu tun hatte – rief eines an, dann führte ihre Mutter das Gespräch.
So macht sich Goode auf die Reise. Zuerst nach New York, wo er seinen Sohn David besuchen will. Für jedes Kind hat er einen Brief dabei. Doch seinen Sohn, den Künstler, trifft er nicht an. Es geht weiter zu Amy (Kate Beckinsale), die erfolgreiche Werbeagenturchefin und ihrem Sohn, doch das vorgespielte Familienidyll hat Risse – und Goode ist nicht so dämlich, dass er das nicht merken würde. Er entwickelt eine Gespür für die Scheinwelten, die seine Kinder für ihn aufbauen, und er sieht sogar allmählich seine Verantwortung für das Auseinanderfallen von Schein und Sein. War er immer überzeugt, ein strenger, aber guter Vater gewesen zu sein, so führt ihn diese Reise auf den Weg der Erkenntnis.
Das ist, das fällt zuerst auf, eine Paraderolle für De Niro. Das wirklich Schöne ist: der Schauspieler tritt hinter seiner Figur zurück, er übertreibt nicht, er chargiert nicht – man vergisst manchmal, dass es De Niro ist (bei Nicholson weiß man immer, dass es Nicholson ist). Das ist – beeindruckend. Es sind kleine Veränderungen in der Mimik, die erkennen lassen, wenn in Goode gerade ein Erkenntnisprozess angelaufen ist oder er hinter die Fassade geblickt hat. Das Spiel ist – leise, unaufgeregt, unauffällig. Auch wenn das Drehbuch im Großen und Ganzen den Rahmen des Erwartbaren nicht sprengt, inklusive Tränendrückerei, so sieht man dem Ganzen doch sehr gerne zu.
Und was als zweites auffällt: dieser Film wurde weniger gefilmt als – und da ist die amerikanische Bezeichnung nunmal treffender – fotografiert. Wunderschöne Bildkompositionen aus dem amerikanischen Alltag, Bilder zum „nochmalschauen“. Großes Kino in diesen beiden Beziehungen – mit einem noch etwas pfiffigeren und überraschenden Drehbuch hätte das ein Klassiker werden können. So ist es immerhin – ein guter Film!