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Geht Michael Moore zu weit? Sicher, öfter mal. In Fahrenheit 11/9 strapaziert er enorm den Hitler-Vergleich mit Trump, das letzte Drittel ist ein Menetekel, und ja, Steve Bannon hat seine Art, Filme zu machen, als vorbildlich bezeichnet. Daher ist eine gehörige Portion Aktivismus dabei.

Aber auch Passagen, die Zusammenhänge herstellen, zwischen dem vergifteten Wasser in Flint und dem Parkland-Shooting, und seine Abrechnung mit den Demokraten ist eventuell vernichtender als die mit Trump. Ein Funken Hoffnung auch, aber am Ende düstere Prophezeiungen, vom Ende der Demokratie in den USA.

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Unterhaltsam und aufgrund des grotesken Stoffs sehenswert: Fyre – The greatest party that never happened. Die Geschichte eines Festivals, das es nie gab. Eine Geschichte so absurd, dass sie ziemlich an mir vorübergegangen ist (nennt mich ignorant). Die Geschichte von Größenwahnsinnigen Machern, extrem käuflichen Influencern und lauter Menschen, die eigentlich nur das Beste wollten, dabei aber von einem einzigen „Lügner“ reingelegt wurden.

Halt mal. Wirklich? Die NETFLIX-Doku verzichtet, natürlich, auf Off-Text und Einordnung und lässt viele Beteiligte an dieser Betrugsgeschichte, bei der gut zahlende naive Reiche auf eine Bahamas-Insel gelockt wurden, wo nun wirklich kein Festival stattfand, zu Wort kommen. Nur die. Und die nutzen die Chance, sich ebenfalls als Opfer, nicht etwa als Akteure zu gerieren. Im harmlosesten Fall geben sie die naiven, leicht zu beeindruckenden Mitläufer, oder sie können sich als ebenfalls getäuschte Opfer darstellen. Das, mit Verlaub, nehme ich einem Teil der Leute in diesem Film, nicht ab. Den Marketing-Fuzzis. Den Event-Profis. Kein bisschen. Aber: es ist ein „Dokumentarfilm“, keine journalistischen Rückfragen, keine Einordnung, kein Hintergrund.

Also kann man auch aus dieser Doku eine Menge lernen – auch über die manipulative Macht von Dokus:

Verfügbar bei Netflix

Es gibt eine zweite Doku, Fyre Fraud, produziert von Hulu. Vielleicht auch bald in Deutschland. Nonfics.com war aber nicht wirklich überzeugt – von beiden Dokus. Wird das Fyre Desaster dennoch so ikonisch für die spätkapitalistische-Influencer-Gesellschaft der 2010er-Jahre wie Woodstock für die 60er?

Between Fyre Fraud and Fyre, we have essentially one good two-part document of this decade’s generation-defining event, and we can, on our own, conclude how depressing yet apt that is that today’s Woodstock equivalent is such a blazing fiasco. Later on, we’ll see it more concisely and insightfully discussed as a segment of a CNN docuseries on the 2010s.

https://nonfics.com/fyre-and-fyre-fraud-review/
https://youtu.be/ljkaq_he-BU

Und in Kürze, am 12. Juni, in ZDFinfo, und im Juli auch im ZDF: RBG – Ein Leben für die Gerechtigkeit. Eine faszinierende Biografie in einem faszinierenden Film. Stay tuned:

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