Photo by Matthew T Rader on Unsplash

Vielleicht hat sich niemand gewundert, aber ich habe meine Spotify 2020 Playlist nirgendwo geteilt. Weil sie kaputt ist, und das liegt an Spotify und ihrem eigentlich wie für mich gemachten Angebot „Daily Drive“. Ich fahre tatsächlich morgens runde 35 Minuten zur Arbeit, da fand ich einen Mix aus „meinen Songs“ und Nachrichten und Infos wirklich gut.

Allerdings: in der Regel in der Theorie. Denn während ich die Auswahl zuerst

  • DLF-Nachrichten,
  • dann drei Songs,
  • Tagesschau in 100 Sekunden
  • Drei Songs
  • Spiegel Update am Morgen

ganz prima fand, nervte mich zuerst die mangelhafte Musikauswahl. Ich habe: Sieben Playlists zu Themen, die ich gut finde, und dazu rund 70-80 Lieblingssongs. Plus die Release-Radar Songs, die mir (bis vor kurzem) eigentlich zu 90 Prozent zugesagt haben.

Doch Daily Drive sah meinen Musikgeschmack anders. Jeden Tag die selben Songs. Ja, ich habe den Cache der Spotify-App zwischendurch geleert. Die Auswahl blieb – armselig. Armseliger als die von mir verachteten Formatsender, die bestimmte Songs am Tag rauf und runter nudeln. Denen wollte ich ja entgehen!

Und so kam es, wie es kommen musste: „I love Rock’n’Roll“ von Joan Jett war der von mir meistgehörte Song 2020. Ich habe ihn zwar x-mal, wenn es die Verkehrslage zuließ, geskippt, wenn er in der Daily-Drive-Liste war. Aber das hat nix geholfen. Es ist, ganz sicher, nicht mein Song 2020. Ich schäme mich nicht dafür, dass er in meinen Lieblingssongs ist und auf einer Playlist.

Aber so spiegelt „Dein 2020“ eher das Versagen von Spotify und seinem Algorithmus wider, als meinen Musikgeschmack.

Dazu kommt: seit neuestem: Spotify muss zu Tode ärgern, dass in den meistgehörten Podcasts 2020 „tagesschau in 100 Sekunden“ Platz 3 und „Nachrichten Deutschlandfunk“ Platz 4 waren. Das kann nicht sein, keine der sauteuren und imagesuchenden Eigenproduktionen.

Und was tut man/frau dagegen: man/frau macht Daily-Drive noch kaputter. Seit Anfang des Monats werden mir nicht nur Songs serviert, die mir inzwischen zu den Ohren raushängen, nein, jetzt unterschlägt man tagesschau100 (die ich immer, echt immer, bis zu Ende gehört habe) und serviert:

Das ist nicht mehr „Dein Mix aus News und Musik“. „Man lernt nie aus“ kann gerne von jede/r/m anderen gehört werden, ich empfinde das als Zumutung. Ich würde jetzt gerne unhöflich werden, aber dann bin ich sexistisch, aber Spotify mag sich die Menstruationstasse dahin s…

Ich freue, mich via Spotify interessante Künstler:innen entdeckt zu haben, die ich nie im Leben so gefunden hätte. Aber, unter Druck, irgendwann mal Geld zu verdienen, wird das System kaputt gemacht. Weg vom reinen Algorithmus, den ich zu schätzen weiß, nicht einmal hin zur Möglichkeit, einen Service wie Daily Drive von Hand zu konfigurieren. Das fände ich toll: Aussuchen, welche Inhalte vorkommen und festlegen, dass gehörte Songs erst wieder nach x Tagen auf der Liste auftauchen dürfen.

Aber stattdessen wird man anfangen, Inhalte in meinen Stream zu pushen. Was wahrscheinlich schnell die automatisierten Inhaltsvorlieben kaputt machen wird.

Ich habe lange Jahre Foursquare gerne genutzt, bis das Angebot sich zu Tode optimiert hatte. Das war sein Untergang. Spotify, ich warne dich.

Photo by Matthew T Rader on Unsplash