By: Lenore Edman (CC BY 2.0)

Ich habe zwar die Benachrichtigung auf meinem Nexus 4, dass ein Systemsoftware-Update vorliegt, aber ich habe den Eindruck, dass ich dieses Android 4.4 gar nicht brauche. Es verspricht mir keine Features, die ich gerne haben würde, und an der Performance meines Gerätes habe ich auch nichts auszusetzen. (Ein Treppenwitz übrigens, dass ich mich beim Nexus-Kauf besonders daruf gefreut habe, aktuelle Betriebssystemversionen zu bekommen.)

Stattdessen habe ich eher Angst, dass Google seinen Schwenk von „Don’t be evil“ – eine längst geräumte Position – hin zu „Winner takes all“ weiter fortsetzt. Etwa damit, dass nunmehr keine Einzelandwendung für SMS zuständig sein soll, sondern Google Hangout – ein ziemliches Mauerblümchen unter den Messaging-Diensten, das mal ordentlich gepusht werden will. Das ist ätzend, vor allem da Hangout am Anfang SMS an eine Gruppe von Empfängern gerne als MMS versendete – was in Deutschland reichlich teuer ist.

Saublöd das. Aber da ist noch mehr:

 

Dazu hat Google unter fadenscheinigem Vorwand die Möglichkeiten zur Beschränkung von Rechten bei Apps (bis zu der völligen Kastration) gegenüber Version 4.3 wieder eingeschränkt bzw an anderer Stelle versteckt. Die auch von mir verrwendete Anwendung App Ops  musste daher für 4.4.2  eine ganz neue Version bekommen. Und wenn Google das weiterhin nicht gefällt, dann verschwindet die Möglichkeit zum Selbstbestimmen über App-Rechte ganz schnell wieder.

Aber nicht nur Google baut seine Berechtigungen systematisch aus – auch Apps tun das. Kaum noch ein App-Update, bei dem man nicht neue Berechtigungen abnicken soll.

Etwa bei der „Telefonbuch„-App der Deutschen Telekom:

Neue Rechte braucht das Land

„Ausgehende Anrufe umleiten“. Eine Erklärung für diese Funktion gibt es natürlich nicht, und natürlich profitiert die App von den vielen, vielen positiven Bewertungen aus der Vergangenheit, die kritischen Stimmen gehen in der über Jahre gepflegten Begeisterung unter. Eventuell hängt die Berechtigung mit der Funktion „- Gratis Anruf von gewerblichen Einträgen, die diesen Dienst unterstützen“ zusammen – aber, liebe App-Programmierer, erklärt das doch jemandem!

 

Andere sind von Anfang an gierig. Die App „ADAC-Spritpreise“ etwa:

ADAC Spritpreis

Anrufliste lesen, Kontakte lesen? Was soll das? Immerhin erklären das die Anbieter so:

Bei der Adresssuche und der Stationseingabe für die Routenberechnung ist es möglich, Adressen aus den auf dem Telefon gespeicherten Kontakten auszuwählen, so dass diese nicht extra eingegeben werden müssen. Nur beim Aufruf dieser Funktion greift die Anwendung auf Ihre Kontakte zu, um Ihnen diese für die Auswahl anzuzeigen. Dazu benötigt die Anwendung die Berechtigung „Kontakte lesen“, die seit Android 4.0 fest mit der von der App nicht verwendeten Berechtigung „Anrufprotokolle lesen“ verbunden ist.

Es werden keine personengebundenen Informationen gespeichert oder an den ADAC übermittelt.

Die Funktion ist also, dass ich mir die Umgebung einer Adresse, die in den Kontakten steht, anzeigen lassen kann. Ist das wirklich eine solche Killer-Applikation, dass ich dafür meine Kontakte offenlegen will? Nein.

Tja, und dass Google Rechte miteinander verknüpft, die der App-Programmierer weder braucht, noch haben will, aber seinen Kunden erklären muss – das ist auch wieder „gut gemacht, Google“.

Es fängt an, keinen Spaß mehr zu machen mit diesem neumodischen Zeug. Vor allem wenn man als Journalist Apps mal eben testen soll.