Rudel- und Kampagnenjournalismus zählen zu den Erscheinungen, die den Medien das (Über-)Leben heute schwer machen. Denn die Anerkennung für journalistische Arbeit befindet sich im Sinkflug, und durch das Beharren auf alten Mechanismen (immer mehr von immer demselben, das Publikum will das so) und den Abbau von redaktionell erfahrenem Personal verstärkt sich dieser Effekt.

Als dieser Tage Stern Online die wunderbare Headline „Amazons schmutzige Rabattfalle“ heraushaute, da konnte doch nur jemand von meiner Naivität damit rechnen, dass es sich um investigative Enthüllungen wallraffesken Ausmaßes handeln müsse.

Screenshot stern.de 22.11.2014
Screenshot stern.de 22.11.2014

Handelte es sich natürlich nicht.

Die schmutzige Rabattfalle von Amazon und ihrem Cyber-Monday, der Black Friday-Variante in Deutschland, ist, und das folgt knallharter investigativer Recherche in den Pressemitteilungen der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen (die sich anscheinend auch für weitgehend sinnfreies Amazon-Bashing nicht zu schade sind):

Viele der phantastischen Preisnachlässe beruhten auf einem Vergleich mit unverbindlichen Preisempfehlungen der Hersteller (UVP)

Boah, das ist ja mal ein schmutziger Amazon-Trick. Diese Amis, die kommen auf Sachen. Da würden ja deutsche Möbelhäuser, Bin-ja-nicht-blöd-Märkte, Teppichhändler, Supermärkte, und wer auch noch, niemals drauf kommen. Niemals. Schmutzig, jawoll, schmutzig.

So schmutzig, dass allerdings im vergangenen Jahr dieses Fazit vom Cyber-Monday bliebt:

(…) eines mussten die Verbraucherschützer zugeben: „Preissuchmaschinen konnten die 50 damaligen Amazon-Angebote nicht knacken.“

Die Ersparnis mag also nicht ganz so groß sein, wie von Amazon versprochen und der eine oder andere Fieberanfall dürfte sich als übertrieben herausstellen. Dennoch kann man mit etwas Glück das eine oder andere Schnäppchen machen.

Das sind ja unglaublich schmutzige Tricks: die Angebote sind die günstigsten zu diesem Zeitpunkt. Und es werden Schnäppchen gemacht (dass es am Montag einen stern.de-Artikel zu den besten Schnäppchen geben könnte, mag ich nicht ausschließen). Das ist alles so schmutzig, dreckig, gemein, widerlich.

Dann setzt stern.de noch einen drauf: nach kurzer Zeit sieht der Artikel nämlich so aus:

Screenshot stern.de, 22.11.2014
Screenshot stern.de, 22.11.2014

Es ist die Klickfallenmasche, die die Süddeutsche schon so gerne einsetzt.

Darf ich ehrlich sein: das nenne ich schmutzige Tricks. Übergeigte Überschriften und dann noch eine Klickfalle für die Statistik.

So rettet Online übrigens Print nicht …