Photo by Jacob Morch on Unsplash

Das zweite Buch, dass sich mit dem „Alltagsleben“ im Weißen Haus beschäftigt, und Woodward enttäuscht mich sehr: gegenüber „Fire & Fury“ fällt sein Werk klar ab, auch wenn er teilweise dieselben Gesprächspartner hat – vor allem Bannon und Priebus, aber auch Porter und Cohen. Die erste Erkenntnis: das erste Drittel des Buches handelt noch von der Wahl bis zur Inauguration – mithin alles Schnee von gestern, und in Michael Wolff’s Buch ausreichend behandelt. Und dann sind viele Ereignisse aus dem ersten Amtsjahr bis zum Ausscheiden Bannons geschildert, und vieles unterscheidet sich nicht, fügt leider dem zuvor erschienenen Buch auch nichts Wesentliches hinzu. Allerdings wird klar, warum Woodward Ex-FBI-Chef Comey für einen Schaumschläger hält, und da kann etwas dran sein.
Aber im Gegenteil: die Analyse von Javankas (Jared und Ivanka) Rolle im Weißen Haus fällt bei Wolff präziser aus (vielleicht weil Bannon die beiden so sehr hasst). Auch andere Konstellationen werden klarer. Die Verknüpfung mit Rupert Murdoch und die Rolle der Reichen fehlt fast vollkommen. Bei Woodward wird es zunehmend erratischer, es werden Episoden erzählt, nicht aber die Machtverhältnisse selbst, und auch über Trump erfahren wir sehr viel weniger.
Da Woodward vor allem in Geheimdienstkreisen gut vernetzt ist, spielen diese Themen eine Rolle, vor allem die Außenpolitik, der Nahe und Mittlere Osten, Afghanistan, Korea, China. Überraschenderweise muss ich feststellen, dass Trump grundsätzlich mal die richtigen Fragen stellt, etwa „Was wollen wir da?“, dann aber natürlich nicht nachhaltig an einer Zielvorstellung arbeitet.
Woodward wechselt spontan an 3-4 Stellen ins „Ich“-Format, aber eigentlich nur um zu zeigen, was für ein toller Journalist er doch ist. Peinlich.
Vom ehemaligen Watergate-Aufdecker, dessen Buch zur Reagans Iran-Contra-Affäre ich vor Jahrzehnten richtig gut fand, habe ich mehr erwartet. Vor allem die letzten anderthalb Stunden rund um seinen Rechtsberater John Dowd, der schildern darf, wie klasse er mit Ermittler Mueller umgeht, sind ermüdend, und einzelne Sequenzen stehen zusammenhangslos im Raum. Manchmal ohne Punkt und Komma durchgelesen springt die Schilderung hin und her.

Das war nix.

Ich hörte die 13+x Stunden Hörbuchfassung von Bob Woodward: Furcht – Trum im Weißen Haus. Sprecher: Richard Barenberg. Argon Verlag.

 

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