Ich glaube, der Untergang der klassischen Medien wird vor allem durch Reflexe befördert, die durch lange Jahre eingeübte Nachrichtenlogiken kombiniert mit der Angst vor dem „Zu Langsam Sein“ im Vergleich zum Internet entstehen. Ich weiß nicht, ob es mal eine Zeit gab, in der Nachrichtenredakteure Zeit hatten, über den a. Neuigkeitswert einer Nachricht, b. ihre Relevanz für das Thema und c. ihre Wichtigkeit für den Rezipienten nachzudenken, und wenn d. auch noch geht: welche Folgen hat die Nachricht, für die Beteiligten, für die Öffentlichkeit?

Ich werde mit immer mehr Nachrichten konfrontiert, die durch mein persönliches, oben genanntes Raster durchfallen. Nachrichten, die ich nicht hören, lesen, sehen mag und auch nicht muss. Es ist Freitagabends um Himmels willen keine! Nachricht!, dass der Papst am kommenden Tag etwas veröffentlichen will. Nein, eine Nachricht ist Samstags, dass und was er veröffentlicht hat. Also: weg damit aus Hauptnachrichtensendungen. Und jetzt geht es wieder um strafrechtliche Vorwürfe gegen eine relative Person der Zeitgeschichte, und da kann ich nur sagen: a, b, c oder d geprüft?

Wir erinnern uns an http://www.bildblog.de/die-verlorene-ehre-des-andreas-tuerck/ und stehen kopfschüttelnd davor, wie „die Branche“ wieder einmal reagiert. Übrigens haben ziemlich kleine Nachrichtenagenturen die Meldung sogar mit „EIL“ versehen, die alte Tante ließ sich Zeit –  was ich ihr hoch anrechne (und dennoch werden die Redakteure wieder einmal zu hören bekommen, die „anderen“ seien schneller gewesen, oder?).

Sixtus wieder treffend: http://sixtus.cc/pressekodex-theorie-und-praxis

Und deshalb werden Online-Medien an Bedeutung gewinnen, wenn ich sie nach meinem ganz persönlichen Relevanzfaktor gestalten kann. Allerdings: wie soll mich eine nicht zu meinem Erwartungshorizont passende aber wichtige News dann noch erreichen?