Ich halte mich ja bei Themen, die direkt meine Arbeit und meinen Arbeitgeber tangieren, meistens eher zurück. Das betrifft auch den „Jugendkanal“ von ARD/ZDF. Schließlich arbeite ich für ZDFInfo, eines dieser digitalen Unternehmungen, bei denen es auch darum geht, öffentlich-rechtliches Profil in Bevölkerungsgruppen zu tragen, die manchmal eher nicht so auf DAS ERSTE und das ZDF stehen.
Ich mag die Entscheidung der Ministerpräsidenten zum Jugendkanal nicht abschließend beurteilen, aber ich denke, dass ein linearer Sender sicher keine Antwort auf verändertes Medienkonsumverhalten gewesen wäre – alleine weil der sich ja die Frage stellen muss, was man um 20:15 zeigt, wenn alle anderen ihr schönstes Gewerk ins Schaufenster stellen, oder auch von mir aus um 19:00 Uhr, wenn RTL viele Junge mit dem unsäglichen „Berlin – Tag und Nacht“ erreicht.
Peer Schader hat bei DWDL ziemlich gut analysiert, was auch mir durch den Kopf ging.
Fakt ist: Die ARD erreicht mit ihrem abends dezidiert als Jugendprogramm positionierten Einsplus schon jetzt im linearen Fernsehen quasi keine jungen Zuschauer; und das obwohl über zwei Jahre Zeit war, die „junge Primetime“ als Programm-Alternative im Fernsehen zu etablieren und dafür sämtliche Möglichkeiten des Senderverbundes zu nutzen, um dafür zu werben.
Die Behauptung der ARD, ein Jugendprogramm sei ohne eigenen TV-Kanal „schwerer“ zu etablieren, ist Unfug. Die eigentliche Herausforderung wäre gewesen, einem Jugendprogramm im linearen Fernsehen überhaupt messbar viele Zuschauer zuzuführen.
Jetzt kann man zeitlos alles machen, was man glaubt, als ÖR-Sender machen zu können, um das Medienangebot der privaten Sender, der Profi-Youtuber und der privaten Youtube-Uploader zu ergänzen. Also Dinge, die es dort nicht gibt. Etwa gut recherchiertes Programm. Dazu spannend gemacht. Mehr als nur vor der Kamera zu zappeln und mit Jump-Cuts Tempo herstellen.
Schade, dass Daniel Bröckerhoff, einem der Vorzeige Web x.0-Journalisten dazu so gar nix einfällt und er das per ZAPP auch noch, anscheinend stolz, in die Welt hinausläßt.
[Kann ich es eigentlich typisch finden, dass ich das Video hier nicht embedden kann?]
Kann man allerernstens beklagen, dass die Ministerpräsidenten den Sendern nicht vorgeschrieben haben, wie sie ein Internetangebot zu gestalten haben? Ich hätte ja mal nicht das Geschrei hören mögen, wenn sie es getan hätten! Schade, dass persönliche Betroffenheit (als klubkonret-Autor) so zum „Mimimi“ führt.
Kein Zwang zu 24/7-Senden, kein Zwang zum recyclen was das Zeug hält um Programmstrecken zu füllen. Wer hätte das gedacht, dass die Ministerpräsidenten die ÖR im Internet von der Leine lassen – ich schon mal nicht.
Warten wirs mal ab, ob die Chance genutzt wird.