Eigentlich haben es alle seit Jahren gewußt: der SPIEGEL ist nicht mehr das Blatt, mit dem wir groß geworden sind. Aber das ist ja an und für sich nichts schlimmes: wer sich nicht ändert, der wird geändert und geht möglicherweise den Weg alles Irdischen. Daher ist die laufende Auseinandersetzung rund um den SPIEGEL teilweise dem Nachtrauern nach Vergangenem geschuldet – aber es ist doch so vieles vergangen.
Die Kritik am Blatt allerdings so einfach wegzuwischen wie es hier die Ressortleiter tun, das ist kaum angebracht. Eine Diskussion über den Stand der Dinge und die Zukunft des einstigen Vorzeige-Nachrichtenmagazins dürfte es schon noch sein. In viel zu vielen Fällen ist vom SPIEGEL-Stil nur noch die flapsige Sprache übriggeblieben, von Substanz dagegen wenig zu spüren. Als eine Art FOCUS aus Hamburg nehmen es einige wahr – aber das ist nun mit Blick auf das Markwortsche Blatt auch wieder völlig falsch.