Der Splitkinoabend vom Wochenende war BEFORE SUNRISE gewidmet – einem hochgelobten „Kultfilm“, was mich immer misstrauisch werden läßt. Aber Ethan Hawke und die bezaubernde Julie Delpy (klingt bezaubernd nicht fürchterlich klischeebeladen? Aber wie soll man es nennen?) spielen bravourös die Geschichte einer Zufallsbekanntschaft. Er, der Amerikaner ist nach einem anscheinend recht frustrierenden Europatrip, bei dem ihn seine Freundin abserviert hat, auf dem Weg nach Wien um seinen Flieger zu bekommen. Im Zug trifft er sie, Französische Studentin, die von einem Besuch in Budapest auf dem Weg nach Hause ist. Sie kommen ins Gespräch und reden, reden und reden, beschließen, den Tag und die Nacht bis zum Abflug seiner Maschine in Wien zu verbringen, um weiterreden zu können. Und das tun sie in diesem Film: sie ziehen in Wien um die Häuser und unterhalten sich über Gott und die Welt. Fasziniert voneinander können Sie nicht aufhören, das zu tun. Sie träumen einen Sommernachtstraum – bis zum Sonnenaufgang.
Was für eine Romanze. Was für eine Liebesgeschichte.
Eine besondere Note erhält der Film noch dadurch für mich, dass wir in der Vergangenheit so oft in Wien zu Gast waren, und dabei so jung waren. Viele der gezeigten Plätze selbst gesehen und gespürt haben. Selbst so in den Tag gelebt haben. Wien ist hervorragend getroffen, die „Extzentrik“ und „Egozentrik“ seiner Bewohner (vor allem in der Kaffeehausszene …). Der heruntergekommene Charme der Stadt – nicht das Bilderbuchwien. Daher ist der Film auch eine melancholische Reise in die Vergangenheit – verdammt: waren wir jemals so jung? Und: wo stehen wir heute?
Seufz. Mal sehen, ob ich das Sequel sehen will. Das offene Ende hat mir selbst sehr gut gefallen. Klassisches romantisches Ende. Es ist manchmal schade, dass man jeden Film nur einmal zum ersten Mal sehen kann …
ich kenne bislang nur das Sequel „Before Sunset“ (mehr zufällig aufgezeichnet) und empfand den Film als ausgesprochen wohltuend. Eigentlich nicht viel mehr als eine entspannte Unterhaltung zwischen den zwei Schauspielern. Einer der wenigen Filme, die auf meinem Festplattenreceiver ein bleibendes Plätzchen gefunden haben. (Neben Amelie, About Schmidt und Nach 5 im Urwald).
Ich denke also Du kannst es wagen Dir das Sequel anzutun – nicht alle Fortsetzungen sind furchtbar.