http://youtu.be/tilfgWzhsns
Als ich über das Risiko der Auswertung von Verbindungsdaten für Journalisten recherchiert habe, dann hatte ich keineswegs vor Augen, wie verkommen anscheinend die britische Regierung bei der Behandlung von Journalisten ist.
Da wird der Lebenspartner eines Journalisten aufgrund von Anti-Terror-Gesetzen neun Stunden lang auf dem Flughafen Heathrow festgehalten, ohne dass ein Terror-Vorwurf auch nur konstruiert wurde. Und die Polizei war zunächst auch mal der Meinung, dass man die Aktion nicht kommentieren müsse:
„Zuvor hatte die Polizei das Verhör nicht kommentieren wollen. Man sei dem Gesetz Rechenschaft schuldig, nicht aber den Medien“, zitierte der Spectator einen Sprecher der Metropolitan Police.“
Doch was Alan Rusbridger rund um die Enthüllungen des Guardian erlebt hat, das verschlägt mir die Sprache. Gut und schön, dass Regierungsstellen mal mit Chefredakteuren telefonieren, das ist sicher nicht ungewöhnlich. Aber was er hier schildert, das ist extrem. Extrem beunruhigend.
„(…), when I received a phone call from the centre of government telling me: „You’ve had your fun. Now we want the stuff back.“ There followed further meetings with shadowy Whitehall figures. The demand was the same: hand the Snowden material back or destroy it. I explained that we could not research and report on this subject if we complied with this request. The man from Whitehall looked mystified. „You’ve had your debate. There’s no need to write any more.“
Ihr hattet Euren Spaß? Sind das nicht Texte aus Mainstream-Hollywood-Agenten-Blockbustern a la Bruckheimer?
And so one of the more bizarre moments in the Guardian’s long history occurred – with two GCHQ security experts overseeing the destruction of hard drives in the Guardian’s basement just to make sure there was nothing in the mangled bits of metal which could possibly be of any interest to passing Chinese agents. „We can call off the black helicopters,“ joked one as we swept up the remains of a MacBook Pro.
Diese merkwürdigen Agenten sehen definitiv zu viele dieser Filme!
Dabei ist es an der Stelle mehr das Erbe von Johnny English, das beschworen wird: was soll denn die Zerstörung von Festplatten bringen?
Whitehall was satisfied, but it felt like a peculiarly pointless piece of symbolism that understood nothing about the digital age. We will continue to do patient, painstaking reporting on the Snowden documents, we just won’t do it in London. The seizure of Miranda’s laptop, phones, hard drives and camera will similarly have no effect on Greenwald’s work.
http://youtu.be/Zu_5t88G3DY?t=34s
Ich mache mir eher Sorgen als ich darüber lachen kann.
Weitere Links:
Besonders lesenswert die Analyse des Kollegen Thomas Reichart auf heute.de:
Warum der Pressewirbel so klein und das parlamentarische Kontrollgremium so – ineffektiv ist.
Für den Großteil der Hauptstadtmedien ist die NSA-Affäre ein mühsames Geschäft, weil hierzulande nur der „Spiegel“ Zugang zu den Snowden-Papieren hat. Das ist ein Ärgernis, aber Exklusivität ist nun mal eine wichtige Währung in diesem Geschäft. Kurios ist nur, wie nun seit einiger Zeit ein paar Medien „kehrt Marsch“ rufen und das Ende des Spionage-Skandals ausrufen. Nicht dass sie das auf der Grundlage umfangreicher Recherchen täten. Ein paar Zuflüsterungen aus Sicherheitskreisen tun es auch schon. Fragen? Nein, keine mehr.Vielleicht ist es normal, dass diese NSA-Geschichte mit der Zeit immer unübersichtlicher wird. Nicht normal ist es aber, dann keine Fragen mehr zu stellen.
Sascha Lobo: Staatliche Netzspionage: Angriff auf die Meinungsfreiheit