In der vergangenen Woche beschäftigte mich die Frage, ob es denn eine Chance gibt, Falschnachrichten und -informationen jemals wieder einzuholen. Das ist übrigens kein Problem, das durch das Internet verschärft wurde, eigentlich hat das Internet einen Beitrag dazu geleistet, dass häufig Fehler schneller erkannt werden müssten.
Vergangene Woche in meinem Lokalblättchen unter der Rubrik
findet sich ein launiger Beitrag von Malte Blumberg
in dem es um Innovationsfreude gehen soll, ein „mach einfach mal“ positiver Appell. Allerdings: hier wird wieder einmal von einem Journalisten die Geschichte von der Hummel, die nicht fliegen können sollte erzählt. Und die ist jetzt wirklich – falsch. Kurz gesagt: die Hummel ist nunmal kein Flugzeug. Nachzulesen:
Warum die Hummel fliegen kann – Wissen vor acht
Sind Hummeln wirklich zu dick zum fliegen? Spektrum
Der Mythos um die Hummel, die eigentlich nicht fliegen dürfte, es aber irgendwie doch tut, geht auf den französischen Entomologen Antoine Magnan zurück. 1934 verwies er in seinem Buch „Der Flug der Insekten“ auf Berechnungen des Mathematiker André Sainte-Laguë. Demnach könne eine Flugzeugtragfläche in der Größe eines Hummelflügels mit Hummelgeschwindigkeit nicht fliegen. Die Aussage stimmt bis heute. Nur haben Hummelflügel und Flugzeugflügel eben nicht viel miteinander gemein, außer eines: wie sie Auftrieb erzeugen.
Okay, das sind nur die ersten beiden Treffer zur Frage „Hummel fliegen kann“ bei Google.
Für Journalisten muss es, eigentlich schon immer, zwei Ansätze geben, die verhindern, dass eine solche alte Geschichte wieder und wieder weitergetragen wird:
- Tatsachenbehauptungen gehören immer auf den Prüfstand, und am Besten versucht man, ganz dicht an die Originalquelle zu kommen.
- Wenn eine Geschichte zu schön ist um wahr zu sein oder zu gut passt – dann gilt ganz besonders s.o.
Das gilt auch für
Kritischer Journalismus ist unbequem. Gut so! #TagDerPressefreiheit pic.twitter.com/YsPa6tc9hl
— FDP Bayern (@fdpbay) May 3, 2016
Hat das Eric Blair/George Orwell – gesagt?
Zweifel sind angebracht. Ich habe keinen Link zu einer Originalquelle gefunden. Ausführlich hat sich Quoteinvestigator mit dem Satz auseinandergesetzt:
Attributions to Alfred Harmsworth (Lord Northcliffe) and several other individuals appeared later. The expression evolved over time, and the popular variant using “public relations” instead of “advertising” was in circulation by 1979. The linkage to George Orwell is very weak. Based on current data QI would label the adage anonymous.
Das Beunruhigende ist, dass hier im Zitat Journalismus kritisiert wird, Journalisten sich angesprochen fühlen, aber zumindest die Zuschreibung schon extrem fragwürdig ist.
Was lehrt uns das? (s.o.)
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