So gut ich es finde, dass Lars Windhorst zum Thema einer umfangreichen SPIEGEL-Story wurde, so irritiert haben mich zwei Dinge. Vorab: war das Wochenblatt mal Pflichtlektüre bei mir so gehöre ich dann doch zu den treulosen Tomaten, die der Print-Ausgabe den Rücken gekehrt haben. Auch digital bin ich nicht dabei, weder beim E-Paper noch Spiegel+ – zu Durcheinander scheint mir das Angebot, zu wenig für ein Abo für mich dabei, und Einzelabrufe mag die Branche ja nicht.
Daher lese ich SPIEGEL-Storys ausgewählt manchmal. Zwei Punkte bringen mich zum Zweifeln, ob es die Dok-Abteilung des Blattes noch gibt.
Bei vielen bekannten Unternehmern weiß jeder, wie sie zu ihrem Wohlstand gekommen sind. Zuckerberg wurde reich durch Facebook, Trump durch Immobilien, die Familie Porsche durch Autos. Bei Lars Windhorst ist es nicht einfach herauszufinden, womit er eigentlich Geld verdient.
Stroh zu Gold, Der Spiegel 38/2022
Nein. Trump ist nicht durch Immobilien zu Wohlstand gekommen. Er hat geerbt. Es gab immer die Unterstellung, wenn er das Geld einfach nur genommen hätte und keine Immobiliengeschäfte gemacht, dann wäre er reicher als heute. Auf jeden Fall: nein.
Die Grundschuld wurde zugunsten einer Firma eingetragen, und die gehört mehrheitlich einem alten Bekannten: Ulrich Marseille. Die Bedingungen klingen allerdings nicht nach Freundschaftsdienst: 15 Prozent Zinsen pro Jahr sind zu zahlen, zu einer Zeit, in der Immobilienkredite für 1 bis 2 Prozent zu haben waren, und 3 Millionen Euro »Nebenleistung« sofort. Noch erstaunlicher: Im Juni dieses Jahres wurde das Ihme-Zentrum mit weiteren 230 Millionen Grundschuld belastet, zugunsten einer »Held Bau Consulting Projekt Steuerungsgesellschaft«, ebenfalls zu 15 Prozent Zinsen und mit einer zusätzlichen Sonderleistung von 11,5 Millionen Euro. Eigentümer dieser Held-Gesellschaft: wieder Ulrich Marseille.Das bröckelnde Ihme-Zentrum war also nicht nur beliehen, sondern hat auch schon 290 Millionen Euro flüssiges Kapital gebracht, für die allerdings rund 44 Millionen Euro Zinsen gezahlt werden müssen. Pro Jahr.
ebd.
Anscheinend haben sich die Journalisten nicht schlau gemacht, was der Unterschied zwischen einem Darlehensvertrag und einer Absicherung im Grundbuch bedeutet. Dass da 15 Prozent Zinsen stehen bedeutet nicht, dass das auch im Darlehensvertrag steht. Diese hohen „Strafzinsen“ greifen, sobald die Sicherungsleistung fällig wird. Steht bei jedem Vertrag so teuer drin. Ich frage mich, ob das niemand mal nachgehalten hat.
Mich deprimiert so was.
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