So, lange nicht mehr von Kuckerfahrungen erzählt, daher mal der Reihe nach.
Neulich hatte ich Gelegenheit, ziemlich viele SOPRANOS-Folgen hintereinander zu sehen – zum reinkommen nochmal die zweite Staffel, dann die Dritte, und die Vierte habe ich immerhin angefangen.
Ich bewundere die Drehbuchautoren, die es schaffen, die normalen Fragen des Familienlebens (wie gehe ich mit Eltern, wie gehe ich mit Kindern, wie mit dem Partner, wie mit der Langeweile, wie mit den lästigen Verwandten, mit Freunden, Feinden um) in diese Mafia-Serie zu packen. Und wie sie es auch schaffen, die Sache nur auf den ersten Blick einfach aussehen zu lassen. Und sie packen den Zuschauer auch bei seiner Zuschauer-Haltung. So stehen etwa Zuschauer in der Gefahr, Sympathie für die „Rübe-ab“-Justiz der Mafia zu empfinden, wenn es dann doch häufig Unsympathen erwischt, die über die Klinge springen. Doch zu einem Zeitpunkt, zu dem jeder Ralphie den Tod wünscht, kommt er nach den Mafia-Regeln davon. Und der Zuschauer hat sich seinen Tod doch so sehr gewünscht. Oder die Frage nach Rache, die bei Tony Sopranos Analystin aufkommt, nachdem sie Opfer einer Vergewaltingung wurde. Man kann körperlich spüren, wie sie darum kämpfen muss, nicht ihren Patienten darum zu bitten, die Angelegenheit „zu regeln“.
Das ist nicht ganz großes Kino, das ist großes Fernsehen. Auch wenn es Durchhänger gibt: lange dauern sie nicht an. Ich bin voller Bewunderung.
Kurz und schmerzlos möchte ich dagegen zwei andere Filme abhandeln, die auf mich keinen Eindruck gemacht haben: I ROBOT leidet unter zu viel Merchandising und zumindest auf dem TV unter schwachen Special-Effects, die von der Handlung und Will Smiths Schauspielerei ablenken sollen. Vertane Zeit. Und Matrix III – ich weiß schon, warum die DVD so lange ungesehen bei mir rumlag. Dieses Ballerspiel ist wirklich unglaublich langweilig.
Kommen wir zu KEINOHRHASEN – kein großartiger Film, aber amüsiert haben wir uns doch. Nicht über die Story nachdenken (die allerdings mit wundervollen Seitenhieben auf die BILD gespickt ist), man macht Abstriche wenn ein Film dann doch flott genug íst. Manche Gags sind eher platt, aber das bedeutet nicht, dass sie nicht funktionieren.
Das Phänomen der Buddy-Filme von Todkranken ist ja nicht neu, bei DAS BESTE KOMMT ZUM SCHLUSS ist die Paarung Nicholson/Freeman schon interessant genug. Der Film unterhält, und die Tatsache, dass man sich mal mit dem Sterben beschäftigt (ein Thema, das im Alltag so keinen Platz hat) ist schon mal was wert. Der Film ist nicht per se schlecht, aber auch zu sehr Klischee, um wirklich packend zu sein. Der Reiche nimmt den Armen auf die Weltreise mit, und beide haken eine sentimentale Liste der Dinge ab, die sie noch in der ihnen verbleibenden Zeit erledigen möchten. Ja, das funktioniert.
Besser fand ich da allerdings die kleine Produktion HAWKS mit Timothy Dalton und Anthony Edwards, denn da ist das mit dem Sterbenskrank sein nicht so einfach weggesteckt – immer wieder bricht Verzweiflung durch. Und ihre Liste ist kurz: nach Amsterdam in den Puff Paradise fahren und die Puppen tanzen lassen. Auf der Fahrt mit einem gestohlenen Krankenwagen finden Sie sogar so etwas wie Liebe – die Liebe ihres Lebens. DER Film hat mich wirklich tief getroffen. Keine Überraschung, dass es kein DVD Release gibt. (laut Wikipedia sind KNOCKIN‘ ON HEAVENS DOOR und eben auch DAS BESTE KOMMT ZUM SCHLUSS Adaptionen desselben Stoffes).