Das Neue und seine Feinde by Gunter Dueck
My rating: 5 of 5 stars
Jaja, der „Hofnarr der Netzgemeinde“, so wird er denn gerne mal spöttisch (oder ernsthaft?) genannt, stören dürfte Gunter Dueck das nicht – denn mit dem Freiheitsgrad eines Hofnarren lebt es sich doch ganz gut, wenn man etwa unbequeme Wahrheiten aussprechen kann ohne dafür gleich gesteinigt zu werden.
Dueck beschreibt den Prozess der Innovation und wo er am häufigsten zum Stillstand kommt, analysiert das Wesen einer Innovation, die Typologie der Innovatoren und ihrer Widersacher, dazu Unternehmensstrukturen, wie diese Innovationen ausbremsen. An der Hand hat er dabei eine Menge von Ratschlägen vor allem für Menschen, die glauben eine brilliante neue Idee zu haben, die die Welt (oder zumindest das eigene Unternehmen) verändern wird.
Dabei deckt er auch gnadenlos auf, dass längst nicht jede Innovation es wert ist, umgesetzt zu werden, welches gute und welches schlechte Zeiten für Neues sind, und dass es eigentlich um den Nutzen für den Kunden oder die große Zahl gehen muss und nicht nur darum, etwas unglaublich Neues zu machen.
Und auch wenn es der Entwickler des „Neuen“ nicht gerne hört: der Grund für das Scheitern liegt nicht selten darin, dass der Erneuerer für sein Projekt nicht wirklich „brennt“, es an Engagement, Energie, Agilität mangeln läßt und angesichts der „Strukturen“ aufgibt.
So fordert Dueck zuallererst vom Erfinder und Erneuerer vollen Einsatz und läßt da keine Ausreden gelten. Als Zweites aber auch den dringenden Appell, so lange wie nur irgendwie möglich im Verborgenen an seiner Idee zu arbeiten.
Und dann zeigt er, was auf den verschiedenen Hierarchiebenen eines Unternehmens so aus Innovationen werden kann.
Das Ganze ist dann so unterhaltsam, dass einem das Lachen immer wieder im Halse stecken bleibt – und Ähnlichkeiten mit bestehenden Unternehmen sind ja kein Zufall.
Im letzten Abschnitt gibt er noch Hinweise darauf, wie Innovation gelingen kann.
Das ganze ist erhellend, instruktiv, inspirierend. Was will man mehr. Und wo Dueck auf angenehm unterhaltende Art in seinen Vorträgen sprunghaft ist und wie Dieter Hildebrandt ein Meister des angebrochenen Satzes, so zeichnet sich DAS NEUE UND SEINE FEINDE doch durch einen klaren roten Faden, Redundanz da wo nötig und klare Struktur aus. Nicht ohne kleinere Veheddereien wenn dann doch der agile Mensch mit ihm durchgeht.
Was das Buch nicht ist: eine Bauanleitung für Innovationen oder für deren Durchsetzung, sondern vor allem ein Hinweis auf vieltausendfach in vielen Tausenden Unternehmen gemachte Fehler, die Innovation hemmen oder nur Scheininnovationen hervorbringen.
Alle seine Bücher sind grandios.
In einem seiner Vorträge lerne ich mehr als in einem ganzen Semester an der Universität.