Neal Gaiman hat in der Kinder- und Jugendliteratur bereits mehrfach seine Spuren hinterlassen, und dabei gezeigt, dass es nicht immer angenehm und harmonisch zugehen muss. Ein famoser Geschichtenerzähler ist er zudem, und so nimmt man ihm auch die Geschichte des GRAVEYARD-BOOK ab. Warum man im Deutschen keinen besseren Titel als dieses Englisch/Deutsch-Kauderwelsch hinbekommen hat, das wird mir zwar ein Rätsel bleiben, aber das bleibt auch fast schon der einzige Nörgelpunkt.
Die Geschichte des FRIEDHOF-BUCHES ist die Geschichte eines kleinen Jungen, dessen Familie brutal ermordet wird. Der knapp Einjährige entkommt dem Mörder, dem Mann namens Jack, nur mit knapper Not und findet Zuflucht auf dem nahegelegenen Friedhof, wo er von der verstorbenen Familie Owens adoptiert wird. Dass sich im Untoten Silas schnell ein Vormund findet ist kein Zufall, wie sich noch herausstellen wird. Er wächst auf unter den Toten, lernt von ihnen allerlei praktisches wie „Unsichtbarkeit“, freundet sich in zarter Kindheit mit einem lebendigen Mädchen an, wird älter, lernt immer mehr und gerät oft genug auch in Gefahr – denn der Mann namens Jack ist nicht alleine, und auch sonst gibt es Ecken der Friedhofswelt, die voller Gefahren sind.
Eine Gaiman-Geschichte schon wieder über das Erwachsen-werden, die naive Sicht eines Lebenden unter Toten auf die Welt der anderen Lebenden, die nicht die seine ist. Das alles sprungweise in Kapiteln, zwischen denen Jahre der Lebenszeit des Nobody „Bod“ Owens vergehen. Und die Zeit vergeht sehr schnell in diesem Hörbuch – man mag bedauern, dass es sich um eine gekürzte Fassung handelt, doch richtige „Schmerzen“ ob des Fehlens wichtiger Teile bleiben aus.
Die Geschichte überzeugt auf ganzer Linie, wenn man erst einmal die Grundprämissen geschluckt hat. Selten ist einem wohl ein Friedhof und sind einem die Toten so sehr ans Herz gewachsen wie in diesem Buch.
Und Jens Wawrczek ist ein wunderbarer Vorleser – als einer der drei ??? ja alles nur kein Nobody im Geschäft. Er variiert die handelnden Personen ohne zu übertreiben und macht aus dem Hörbuch einen Hörgenuß. Was will man mehr? Mehr!
Neil Gaiman DAS GRAVEYARD-BUCH (THE GRAVEYARD-BOOK). Übersetzung: Reinhard Tiffert. Gelesen von Jens Wawrczek. Gekürzte Fassung, 5 CDs, ca. 280 Min. Der Hörverlag.