Liebe FAZ, was war ich doch eigentlich gespannt auf den Artikel unter dieser Überschrift: KAUM JEMAND LIEST DIE TTIP-DOKUMENTE. Der Widerstand gegen TTIP ist den führenden deutschen Medien ja schwer vermittelbar, aber wie würde Hendrik Kafsack, Wirtschaftskorrespondent in Brüssel, seine launige Unterstellung belegen?

Quelle: faz.net, 19.4.2015
Quelle: faz.net, 19.4.2015

Der Beleg folgt schlagend: anhand der Zugriffszahlen auf die Dokumente im Netz, verglichen übrigens dann originellerweise mit den Zugriffzahlen auf faz.net etwa zu Artikeln über Klopps Ausstieg beim BVB. Was die Unterschiede in den Klickzahlen aussagen? So ziemlich genau gar nichts.

Hallo, Herr Kafsack: kann es sein, dass Menschen die Unterlagen der EU-Kommission lesen können, ohne einen Klick zu generieren? Etwa weil das Dokument von ihrer Organisation einmal runtergeladen und dann weitergeleitet wurde? Kann das damit zusammenhängen, dass die Webseite der Kommission eine unglaublich miese Nutzerführung aufweist, so dass man nie genau weiß, was einen hinter einem Link etwartet? Noch dazu fast immer auf englisch? Oder liegt es daran, dass es mehr den Anschein einer PR-Aktion als eines „Bürgerinformationssystems“ hat?

Quelle http://ec.europa.eu/trade/policy/in-focus/ttip/documents-and-events/index_en.htm#eu-position 19.4.2015
Quelle http://ec.europa.eu/trade/policy/in-focus/ttip/documents-and-events/index_en.htm#eu-position 19.4.2015

Kann es daran liegen, dass Äpfel mit Birnen verglichen werden? Denn wie oft etwa wurde die Original-Pressemitteilung des BVB online aufgerufen im Vergleich zu den Aufrufen entsprechender Artikel in Online-Medien?

 

Immerhin muss er einräumen

Keine Aussage ist auf dieser Basis darüber möglich, wie lange sich die Nutzer auf der Internetseite mit den Verhandlungsdokumenten aufgehalten haben und wie intensiv sie sich mit den Dokumenten beschäftigt haben.

Ach. Umwerfend.

Man kann das Misstrauen gegen die „Mainstreammedien“, die ohnehin nur die Position der Regierenden und der Konzerne propagieren, bedauern. Oder befeuern.

KLarer Anwärter auf den „Dümmsten Artikel des Jahres 2015“.