Zu den konsequentesten NSA-Verharmlosern und Technik-Dummys gehört Mitherausgeber Josef Joffe von der ZEIT. Dass er von Internettechnik keine Ahnung hat, das hat er schon sehr häufig unter Beweis gestellt, und dass er den amerikanischen Freunden beim besten Willen nichts Kritisches entgegensetzen kann auch. Neuestes Statement: NSA=harmlos, kommerzielle Datensammler=daswahrechteböse. Das passt gut zur Dämonisierungsstrategie gegen Google, die die Verlage mit allergrößter Hartnäckigkeit und unter Ausnutzung ihrer publizistischen Stellung verfolgen.
Er versteigt sich zur Behauptung:
Die FTC zeichnet das Bild eines privaten Überwachungsmolochs, der die NSA (und BND und Co. sowieso) zum Amateurverein degradiert.
Dass die FTC als amerikanische Bundesbehörde durchaus auch ein Interesse daran haben könnte, von der NSA abzulenken, das kommt Joffe natürlich nicht in den Sinn. Und in seiner Verkennung technischer Möglichkeiten meint er doch glatt:
Die NSA weiß, wer mit wem von wo telefoniert oder gemailt hat. Für Präzis-Persönliches müssen die Ermittler im Inland (nicht im Falle des Kanzlerinnen-Handys) einen Bundesrichter bemühen.
Er ignoriert, welch reichen Schatz Meta-Daten darstellen. Die übrigens ein nicht zu fälschendes Abbild des Kommunikationsverhaltens eines Menschen zeigen. Gerade Journalisten müsste das mehr als nur beunruhigen.
Wie zielsicher Werbung ausgeliefert wird, das kann inzwischen jeder beurteilen (vielleicht mit Ausnahme von Josef Joffe, der anscheinend das Internet nicht nutzt): die Trefferquote individualisierter Werbung ist mau.
Natürlich solle man regulatorisch der Datensammelwut Grenzen setzen, die Werbenetzwerke und andere Akteure, die besinnungslos Daten sammeln sollte man in Schranken weisen.
Dazu gehören übrigens auch die Angebote deutscher Onlinemedien, hier DIE ZEIT, das Angebot von Josef Joffe, dass bei der Datensammelei mitmacht. Ghostery vermeldet 12 Netzwerke, die im Hintergrund meinen Aufruf seines warnenden Artikels registrieren. Lang lebe die Doppelmoral des „Haltet den Dieb“.
Überzeugt wäre ich vom Joffe’schen Impetus erst, wenn er sich mal schlau machen würde, was Meta-Daten wirklich sind und Zeit Online auf die Verwendung von Datensammeltools verzichten würde.
Lustig übrigens, wenn Joffe dann mal selber hart am Netz recherchiert:
Schlimmer aber: Was gesammelt wird, verschwindet nie wieder. Dieser Autor hat im Digital-Telefonbuch der USA seinen Namen eingegeben. Da findet er heute noch, wo er mit wem vor 30 Jahren gewohnt hat – und wie teuer das Haus inzwischen ist.
Ach was. Wow. Immerhin schafft er es nicht, daraus ein Bedrohungsszenario zu entwickeln. Statt solcher Sinnlosrecherche sollte er lieber mal die Telefondaten seiner Redaktion von einem Dritten analysieren lassen. Die finden ganz sicher schnell heraus, an welchen Geschichten die ZEIT-Redakteure gerade arbeiten und wer die wichtigsten Informanten sind. Das sollte Joffe beunruhigen, nichts anderes.