Goblins haben’s nicht leicht: sie sind leichte Beute für erfahrene Abenteurer, und auch Anfänger haben nur wenig Schwierigkeiten mit dem Abschlachten der kleinen Höhlenbewohnern, die sich vor allem durch chaotisch-unorganisierte Vorgehensweisen und spontane Fehlentscheidungen das Leben selbst sehr schwer machen. Sie sind die Aufwärmmonster in einem zünftig-klassischen Hack’n’Slay-Dungeon und geraten dann schnell wieder in Vergessenheit, wenn die richtigen Herausforderungen kommen.
Nicht so in diesem Fall: denn der durchaus als hyperintelligent (für einen Goblin) einzustufende Jig gerät in die Fänge einer mehr oder minder typischen Abenteurergruppe die es, wen mag’s wundern, auf den klassischen mächtigen magischen Gegenstand am Ende des Höhlenlabyrinths abgesehen haben. Prinz Barius, arrogant und leidlich unfähig, sein mysteriöser Bruder Ryslind, deren Aufpasser der Zwerg Darnak und die elbische Diebin Riana nehmen ihn einfach mit auf die Suche nach dem „Zepter der Schöpfung“ das, angeblich und wieder einmal wundert es keinen, von einem Drachen bewacht wird.
Kurzum: es könnte sich auch um das Protokoll einer klassischen Rollenspielkampagne handeln, mit Fallen, Schlössern, Prügeleien, Rätseln und magischen Übungen. Dazwischen macht der Goblin Jig den Unterschied, der im Zweifelsfall die besseren Ideen im Vergleich zur Abenteurergruppe hat. Das macht Spaß, denn alle Klischees werden bedient und ein wenig karrikiert, ohne allzusehr ins Lächerliche abzudriften. Keine platte Parodie, sondern ein augenzwinkernder Spaß. Trotz der Kürzung im ersten Drittel auch mit Längen, wie bei jedem Rollenspiel, wenn das Schema F der einzelnen Fallen erstmal klargeworden ist.
Ein wenig vom Charme des Goblin-Underdogs dürfte zwar auf der Strecke geblieben sein, dennoch mach das Hörbuch einen runden Eindruck. Und Marius Clarén (Synchronsprecher von Tobey Maguire in SPIDERMAN) macht seine Sache sehr gut, indem er den verschiedenen Akteuren eine eigene Stimme verleiht. Das ist angesichts der beschränkten Zahl der Protagonisten auch sehr gut möglich. Er liest das Buch nicht einfach vor, sondern gestaltet es, an den guten Rufus Beck erinnernd, ohne dessen Masche mit den Dialekten aufzunehmen.
Trolle, Elben, Zwerge, Goblins – die Serien zu den Fantasygestalten reißt nicht ab. Zum Glück ist das hier ein gelungenes „Me Too“-Produkt. Her mit mehr Goblins. (Okay, die nächsten zwei Bände DIE RÜCKKEHR DER GOBLINS (endlich mal ein sehr origineller Titel für den zweiten Teil einer Serie, gähn) und KRIEG DER GOBLINS sind in Vorbereitung.)
Jim C. Hines: DIE GOBLINS (GOBLIN QUEST). Gekürzte Lesung. Übersetzung: Axel Franken. Gelesen von Marius Clarén. 6 CDs, ca. 437 Min.
Cover: Wellenreiter/Luebbe Audio