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Ich habe mich ja wieder ein klein wenig aufgeregt, wie in einem umfangreichen Artikel in der Süddeutschen Zeitung aus der rein rechnerischen Größe Verpackungsmüll pro Kopf das hier wird:

220 Kilo Plastikverpackungen wirft jeder Deutsche im Jahr in die Tonne. Das ist absurd viel. 

Per Twitter bat ich sowohl SZ als auch Autorin um Erklärung, woher die Zahl stammt. Vergeblich. Dann habe ich über die HP „Fehler melden“ zu diesem Artikel genutzt, die Antwort kam auch wirklich sehr schnell:

Sie haben natürlich vollkommen recht, ich habe den ärgerlichen Fehler im Text umgehend korrigiert.

E-Mail vom 25.2. 20:45

Und so steht da jetzt:

220 Kilo Verpackungsmüll fallen in Deutschland jedes Jahr pro Kopf an. Das ist absurd viel.

Und unter dem Artikel:

Korrektur: In einer früheren Version des Textes hieß es, „220 Kilo Plastikverpackungen wirft jeder Deutsche im Jahr in die Tonne“. Die Zahl bezieht sich jedoch auf das Aufkommen von Verpackungsmüll, verteilt auf die Bevölkerung in Deutschland.


Alles gut? Mitnichten.

Denn obwohl sich ja auf einmal die Zahlengröße verändert hat, die anscheinend Anlass für den Artikel war, bleibt der Artikel so wie er ist. Es geht vor allem um Plastikmüll und wie „wir“ da etwas selbst tun müssen, damit im Pazifik keine Plastikstrudel entstehen.

[Und in der gedruckten Ausgabe und handelsüblichen Pressedatenbanken bleibt der Ausgangstext übrigens stehen.]

Dabei bleibt es doch dabei, dass die „22 Kilo Verpackungsmüll“ für sich genommen keine Handlungsanweisung an die Privathaushalte in Sachen Plastikmüll bedeuten muss. Nochmal die Fakten aus der Mitteilung des Umweltbundesamtes zu den Zahlen 2016 – und das Amt selbst ist ja mit seinem Alarmismus und der Umrechnung auf „pro Kopf“ an der großen Verwirrung in den Medien schuld.

  1. Gezählt werden 18,16 Mio. Tonnen Verpackungsmüll in Deutschland.
  2. Das sind rechnerisch zwar 220,5 Kilogramm pro Kopf.
  3. Aber: „Der Anteil von privaten Endverbrauchern an der Gesamtmenge betrug 47 Prozent (insgesamt 8,52 Millionen Tonnen)“
  4. Und: “ Immerhin: Der Verbrauch von Kunststoffverpackungen der privaten Endverbraucher nahm minimal ab von 25 kg auf 24,9 kg pro Kopf. Dafür wurden mehr Glas- und Aluminiumverpackungen verwendet, was darauf schließen lässt, dass diese Kunststoffverpackungen ersetzen.
  5. Und: „Glas und Aluminium sind in der Herstellung jedoch sehr energieintensiv.“

Liebe Journalisten: denkt bei Plastik an 24,9 kg pro Kopf. Streicht die 220 kg, denn die sind ja u.a. darauf zurückzuführen, dass es in diesem Land eine starke Industrie gibt, die ihre Produkte auch verpackt. Pappe und Papier sind schwerer als Plastik. Glas erst recht.

Wer übrigens journalistisch was aus der UBA-Meldung machen möchte, was ich wirklich nirgendwo gelesen habe, der schaue sich das mal an:

in einem Sonderkapitel dem Anteil von Neodymmagneten, die immer häufiger in kurzlebigen Verpackungen zu finden sind. Die Magnete werden vor allem als Verschluss in Schachteln verwendet und stellen bei der Entsorgung einen Störstoff in der Pappe- und Papierfraktion dar. Neodym gehört zu den seltenen Erden und wird als kritische Ressource eingestuft. Im Jahr 2017 sind in Deutschland ca. 4,5 Tonnen neodymhaltige Magnete als Verpackungsabfall angefallen, davon sind rund 1,5 Tonnen reines Neodym. Bisher wird keine Rückgewinnung von Neodym aus Verpackungen durchgeführt – das seltene Metall endet somit in der Eisenschrott-Fraktion und geht verloren.

Da bin ich mir jetzt ganz sicher, dass sich diese Art der Verpackung problemlos ersetzen ließe. Am Ende vielleicht durch Klettverschlüsse. Die allerdings aus dem bösen Plastik sind.

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