Ja, echt, ich habe mal 2008 eine Doku zu Ebay gemacht, mich auch danach immer wieder mit Ebay auseinandergesetzt, und eigentlich halte ich mich ja nicht für doof. Manchmal ist man aber doof, d.h. will eine Sache so dringend haben, dass man nicht mehr rechts oder links schaut.
Das ist garantiert von Hirnforschen bereits untersucht und eingeordnet worden, und so kommt es, dass man manchmal auf die Schnauze fällt. Ich bin jetzt zwar nur knapp auf die Schnauze gefallen, aber immerhin. [Nach Douglas Adams ist der Trick zu Fliegen sich auf den Boden zu werfen, aber daneben. Das habe ich jetzt bei Ebay mal gemacht, fühle mich aber gar nicht schwebend]
Ausgangspunkt: Ich will jetzt mal ’ne gescheite Digitalkamera. Jahrzehntelang hat mir meine Canon AE-1 gute Dienste geleistet, und ich habe gerne Spiegelreflex fotografiert. Objektiv gewechselt, Kontrolle über die Schärfe, und das flott-flott. Jetzt sind die Ergbnisse in Diakästen, ein Teil davon wurde dann teuer digitalisiert, andere Geschichte.
Also mal geschaut: was gibt es da so an jungen Gebrauchten, eine Canon XXXD soll es ein: Einsteigerniveau, aber gute Bilder. Also mal bei Amazon geschaut (haha), für gebrauchte Teile immer noch ein ganz schönes Preisnievau – ziemlich wertstabil die Kisten. Ins Auge gefasst: die 550D.
So, nach einem Neupreischeck bei idealo mal mal bei Ebay vorbeischauen.
Erste Feststellung: Die Neupreise sind bei Ebay uninteressant. Deckt sich mit meinen Beobachtungen der letzten Jahre – Elektronikneuware ist auf Ebay vollkommen unspannend. Häufig dann noch kleingedruckte B-Ware oder EU-Importe – doof.
Dann man das Gebrauchtnievau gecheckt, eigene Preisgrenze festlegen, mitbieten.
Und in dieser Preisklasse sollte man sich dorch bitteschön die Verkäuferprofile wenn man denn mitbieten will, gut anschauen. Gut anschauen. Klar.
Ich Depp.
Also ein paar Wochen mitgesteigert, mal deutlich, mal nicht so deutlich überboten worden. Ich dachte (denk und dachte), ich hätte immer gut hingesehen, beim Bieten.
Ein paar Verkäufer kamen da schon nicht in Frage: Da war der Account mit den vielen positiven Bewertungen, aber wenn man nachgeschaut hat, dann sah man auf den ersten Blick, dass es keine 10-Tage-Analyse der Bewertungen als Verkäufer gab und dazu die Bewertungen aus den Jahren 2009-2010 stammen. Aha: das ist ein wertvoller Account fürs Hijacken – gute Bewertung, lange stillgelegt.
Und dann gibt es da noch die Accounts mit den ganz wenigen Bewertungen, von denen dann etwa einer gleich zwei Canon Kameras anbietet – angeblich um sich eine Urlaubsreise leisten zu können. Warum jemand eine 550D und eine 650D besessen haben soll, das leuchtet nicht unmittelbar ein.
Wenige Bewertungen sind alleine ja noch kein Ausschlussgrund. Merkwürdig ist nur, wenn wenige Bewertungen mit der einzigen Zahlweise „Überweisung“ zusammentreffen, also weder Paypal noch Abholung möglich sind. Denn eigenlich müssen sich doch neue Nutzer, die was verkaufen wollen, bei Paypal registrieren und erstmal Paypal anbieten.
Hier ein Beispiel, wie wenige Bewertungen und „kein Paypal“ zusammenkommen:
Indem das ein alter Account ist, 2011 angelegt, aber jetzt erst aktiv. Mit Versteigerungen im Niedrigpreissegment.
Also: Wird kein Paypal angeboten: schon mal blöd. Das System mag nicht perfekt sein, einen gewissen Käuferschutz gibt es.
Ein paar dieser „Angebote“ bin ich dann mal ausgewichen, aber wie dem auch sei: dann habe ich was ersteigert und finde mich bei einem Verkäufer mit einem solchen Profil wieder:
Oh Shit. Wie konnte ich bei dem nur bieten? Zahlunsgweise: Überweisung. Keine Abholung. Angeblich wohnend in einer kleinen mittelhessischen Stadt (ich wäre da hingefahren!) Muss kein Paypal anbieten, weil seit 2009 Mitglied.
Formidabler Mist.
Adresse gibt es zwar, Name und Adresse findet sich aber nicht im Telefonbuch, Name und Ort auch nicht per Google. Also angeschrieben und darum gebeten, per Paypal zahlen zu dürfen, natürlich übernehme ich da alle Kosten. Oder er möge mir eine Ausweiskopie und eine Festnetznummer zukommen lassen, danach würde ich überweisen (Da Ebay seine Kaufabwicklung geändert hat bin ich gar nicht soweit zu kommen um zu schauen ob der angebliche Käufername und der angebliche Kontobesitzer übereinstimmen).
Gleichzeitig habe ich an Ebay Sicherheitsteam geschrieben – schwer genug herauszufinden, wie man das macht. Binnen drei Tagen ist eine Antwort versprochen, machen wir es kurz: es kommt keine Antwort.
Dafür schreibt der Verkäufer:
Aber was gelernt:
- Altaccounts werden wohl immer noch in großem Umfang geknackt und bei höherpreisigen Waren regelmäßig eingesetzt. Dass mir das auffällt spricht nicht dafür, dass die automatisierten Prozesse bei Ebay, die einen Betrug erkennen können sollen, gut funktionieren.
- Auch Accounts die bereits vor Jahren eröffnet wurden und jetzt erst damit beginnen, etwas zu verkaufen, sollten Paypal anbieten müssen.
- Selber kucken macht sicher: keine Anbieter ohne Paypal, falls doch „nur Überweisung“ dann auf Identifikation bestehen: Adresse suchen, Festnetztelefon anrufen, Ausweiskopie verlangen. Ja nicht spontan überweisen (Hurra, Schnäppchen gemacht).
Ebay ist immer noch ein Tummelplatz dubioser Gestalten – in manchen, lukrativen Bereichen. In der großen Masse ist es ein angenehmer Flohmarkt, bei dem ich weiter gerne einkaufen werde. Richtig teure Sachen aber wohl eher nicht.