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Ich finde es immer großartig, wenn andere einen Blick hinter vielzitierte statistische Zahlen werfen. Und lerne niemals aus

Kriminalstatistik

Zum Beispiel, dass ein Flugzeugabsturz Zahlen ganz schön nach oben treiben kann und dass in der PKS Zahlen erst in dem Jahr auftauchen, in dem ein Fall ausermittelt ist.

Tagesschau – Faktenfinder: Die Krux mit den Statistiken

Wissenschaftler des Instituts für Kriminalwissenschaften der Universität Münster analysierten für den ARD-faktenfinder die Entwicklung der Zahl der polizeilich registrierten Opfer eines vollendeten vorsätzlichen Tötungsdeliktes (Mord und Totschlag). Diese Zahl stieg demnach im Jahr 2016 im Vergleich zum Vorjahr deutlich an: von 589 Opfern auf 876.

Wie kommt es zu diesem starken Anstieg? Die Statistik für 2016 führt die 149 Opfer der Germanwings-Katastrophe aus dem Jahr 2015 auf (IMK-Bericht, Seite 33). Denn die komplexen Ermittlungen zu dem gezielten Absturz waren erst 2016 beendet. Dazu kamen noch 72 Opfer eines Krankenpflegers, dessen Mordserie nach und nach ausermittelt wurde.

Aha. Wir haben tatsächlich, im Gegensatz zu dem, was Krimis und hervorgehobene Berichte über Gewaltverbrechen suggerieren, eine so geringe Zahl an Opfern aus Mord und Totschlag, dass sich die Statistik leicht verzerren lässt.

Dicke Eltern

taz: Deutschland wird immer fetter

Studien sind ja ein PR-Instrument, diesmal für die AOK. Ergebnisse: manchmal lau. Findet diesmal sogar die taz.

Doch die Autori*nnen der Familienstudie machen es sich zu leicht, fassen sie doch zusammen: „Wenn Eltern sich viel bewegen und mit ihren Kindern viel unternehmen, wirkt sich das positiv auf die Entwicklung und die Gesundheit der Kinder aus. Sie haben weniger Beschwerden und sind besser drauf.“ Doch wie gut drauf eine Person ist, hängt von deutlich mehr Komponenten ab als davon, wie übergewichtig jemand ist oder wie viel Zeit am Smartphone verbracht wird.

Danke. (Ich empfehle ein taz-WE-Abo)

Irland und die Demokratie

Ich glaube ja schon nicht so wenig zu lesen, aber am Ende dauert es dann manchmal Monate, bis ich wieder ins SZ-Magazin reinblättere. Das lohnt sich oft, wenn auch nicht immer. Diesmal hat es sich gelohnt. Denn es ist eine Geschichte, wie man Demokratie retten könnte, wenn man das nur wollte. Eine Geschichte über Homophobie und Politiker, die erst lernen müssen, sich mit dem Volk an einen Tisch zu setzen – was aber am Ende dazu führt, dass man sich gegenseitig besser versteht. Stochastokratie, die Herrschaft des Zufalls, kann durchaus eine Ergänzung zur Demokratie sein: Laien, Bürger und Experten und Politiker arbeiten an der irischen Verfassung. Ein Mammut-Projekt, das vielleicht nicht konsequent zu Ende geführt wurde. Aber zeigt, dass es jenseits vom Geschrei nach „Volksabstimmungen“ noch andere Beteiligungsformen geben kann.

Die Story heißt Ich und der ganz andere (Pay, kostenloser Testzugang, Tagespass 1,99 EUR, Blendle 0,79 EUR) und handelt von zwei Männern, die kaum unterschiedlicher sein könnten, aber die Geschicke des Landes maßgeblich geprägt haben.

Strahlen nach Zahlen

Aus dem gleichen Heft: Strahlen nach Zahlen (Pay, kostenloser Testzugang, Tagespass 1,99 EUR, Auch bei Blendle für 0,79 EUR). Köstlich geschrieben, so wie im Anreißer geht es weiter:

Was früher eine banale Gewohnheit war, kann morgen ein kommerzieller Trend sein: Das Frühaufstehen etwa wird jetzt als „Miracle Morning“ vermarktet. So erobert die Wohlfühl-Industrie die letzten Ruhezonen des Alltags.

Ein Blick auch auf den Ratgeberalltag deutscher Verlage. Und Trends, die sie dann übermorgen auch im TV sehen.

 

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