Die FTD geht nach 12 Jahren von uns. Schade. Ich fand die Zeitung immer erfrischend, habe in Redaktion und auf Reisen gerne zugegriffen und gelesen. Werde vor allem die rubrik DAS KAPITAL vermissen, die einen qualifizierten Blick hinter das ganze Zahlengedöns warf, mit dem wir jeden Tag bombardiert werden. Es wurde immer wieder klug der Blick geweitet und Neues gefunden.
Einen schlechten Ruf hatte das Blatt aber mit der ersten Ausgabe weg: die Titelgeschichte zu Siemens war – mindestens mal übergeigt, und so war es mit vielen „EXKLUSIV“- und „EIL“-Meldungen in der Anfangszeit. Schnell hat man sich angewöhnt: ach, das war die FTD, warten wir lieber mal ab, was draus wird. Und dieser Scoop-jagende Übereifer hat dem Blatt sicher dauerhaft geschadet!
Die FTD hat das Handelsblatt gezwungen deutlich weniger verschnarcht daherzukommen. Allerdings denke ich, dass das HANDELSBLATT die am meisten durchgeblätterte Tageszeitung ist – eher eine Art Management Statussymbol- und Statement. In Zeiten der New Economy war es das Statement, das HB abzubestellen und stattdessen auf Rosa zu setzen. All jene, die konservtiv das aufstrebende Entrepeneur-Gedöns mißtrauisch beäugten blieben dann beim HB. Eigentlich eher eine Imagefrage, was man auf seinem Schreibtisch liegen hat. Und in Zeiten des sparsamen Wirtschaftens wird man sich seltener den Luxus leisten, beide hinzulegen.
Ich habe vieles in der FTD gerne gelesen, ich werde sie und ihren frechen, tazigen Ansatz im Wirtschaftsjournalismus sehr vermissen.