Was soll man sagen: ich habe auf der Facebook-Seite des „Journalisten“ Boris Reitschusters ab und zu mal kommentiert, wenn er Fakten verdreht oder falsche Schlussfolgerungen gezogen hat.
Boris Reitschuster, Ex-Korrespondent des Focus in Moskau, ist schwer im rechts-konservativen bis rechts-populistischen Millieu unterwegs, erwartet stündlichen den Untergang des deutschen Vaterlands („ich habe Angst“ ist seine Standardparole) , beschimpft linksgrünversiffte Journalisten, vor allem bei den ÖR. Geriert sich als Held des freien Wortes, und hat sich auch schon mal darüber aufgeregt, dass auf den Seiten der ÖR Kommentare gelöscht oder ausgeblendet werden – auch wenn die gegen die Forenregeln verstoßen haben: das geht ja mal gar nicht.
Den Beitrag, indem er das bitterlich beklagt, kann ich nicht mehr aufrufen, ich hatte ihn zu Beginn der Corona-Pandemie (wie alle Populisten schwankte er zwischen „gibts gar nicht“ „wie Grippe“ und „zu wenig strenge Maßnahmen, kuckt mal nach Österreich“) mal auf Snooze gestellt, es war nicht auszuhalten. Nach 30 Tagen war er nicht wieder da, aber das muss einem ja erstmal nicht auffallen.
Aber Herr Reitschuster, Kämpfer für die Meinungsfreiheit und so, mag anscheinend keine Kritik. Er hat mich geblockt. Ich nehme das, genau wie das geblockt werden durch Herrn Tichy auf Twitter, als Kompliment. Aber glaubt dieser Mensch, ich hätte nur einen Facebook-Account?
Frisch möpt Boris wieder mal gegen das ZDF, unterstellt „Humorlosigkeit“, wo auf seiner Seite doch eher „Humorlosigkeit“ im wahren Wortsinne vorherrscht. In seinem ansonsten nicht lesenswerten Artikel beschwert er sich bitterlich:
Warum Schalten Sie mich stumm, Kollegin?
Das macht mich sprachlos, und da bin ich baff. Zuerst schreiben Sie öffentlich: „Lieber Herr Reitschuster, lassen Sie uns kurz über Ihre Rolle bei den „Hygienedemos“ sprechen“ und fragen: „Wo haben Sie denn das Gegenteil gelernt?“ Und dann schalten Sie die Unterhaltung stumm, bevor der Dialog startet. Das beißt sich.
https://www.reitschuster.de/post/warum-schalten-sie-mich-stumm-kollegin
Richtig kackendreist wird es dann mit dem Satz-
Und ist schade. Ich finde, Dialog im Sinne von Streitgespräch ist immer wichtig. Vor allem mit Menschen, die eine andere Meinung haben. Sonst ist er ja kein Streitgespräch.
https://www.reitschuster.de/post/warum-schalten-sie-mich-stumm-kollegin
So ist das, mit den Meinungsfreiheit über alles schätzenden Maulhelden der Neuen Rechten. Armer Boris, voll krass.
P.S.: warum das vertrauliche „Boris“? Er spricht auch gerne von der Kanzlerin als „Mutti“ – plumpe Vertraulichkeit gehört also zu Boris dazu. Da mach ich doch mit.
Photo by Nick Fewings on Unsplash