Photo by Charles Deluvio on Unsplash

Ja, es ist eine großartige Doku.

https://youtu.be/xY6DuRLPBzs
Offizieller Trailer

114 Minuten ist es das eintauchen in eine Welt, dir mir zumindest recht fremd ist. Hier gibt der Look und der Lebensstil von Insta-Stars den Takt an, es ist eine Welt der Reisen, Gourmettempel, Business-Class, Privat-Jets und -Jachten. Gutaussehenden Menschen in gutaussehender Kulisse. Und wie ein Mann sich so stylt und ein Ponzi-Scheme mit Liebesversprechen aufzieht. Drei sympathische Betroffene erzählen ihre Geschichte mit Simon Leviev – angeblich Erbe einer Diamanten-Dynastie in Israel, Geschäftsmann, ruhelos unterwegs zwischen Fünf-Sterne-Hotels, Clubs, Partys, schnellen Autos und Jets.

Nacherzählt wird vor allem die Recherche einer norwegischen Publikation, auch die Journalist:innen kommen zu Wort, die Leviev in München immerhin aufspüren, filmen und fotografieren können. Die ersten beiden Frauen, die ihre Geschichte offen erzählen, motivieren eine Dritte dazu, ihm immerhin mit seinen Markenklamotten selbst reinzulegen. Die Betrugssummen, um die es geht, sind atemberaubend, Simons kriminelle Energie hoch und er ist extrem einfallsreich, etwa wenn es darum geht, den Frauen, die er ausnimmt, weitere Kreditkarten und hohe Limits zu verschaffen.

Das ist 1a produziert, gedreht, montiert. Und über weite Strecken auch von den Protagonit:innen gut erzählt. Natürlich lebt die Doku von sehr viel Originalmaterial auf Insta, in den Whatsapp-Protokollen der betrogenen Frauen, deren selbstgedrehten Videos. Was früher mühevoll zu bebildern war, das füllt sich inzwischen fast von selbst mit Bildern. Auch die norwegischen Journalisten dokumentieren ihre Arbeit inzwischen im Video – da kann man beherzt zugreifen.

Sehenswert? Sicher!

[Spoileralarm!]

Nur zwei Anmerkungen seien gestattet: im letzten Drittel wird es nicht mehr so stringent, wenn die Story, die auch die Norweger erzählt haben, verlassen wird. Und am Ende bleiben so viele Fragen übrigen, man fragt sich, warum hier Journalisten nicht weiter am Ball bleiben: Simon ist nach lächerlichen fünf Monaten Haft wieder auf freiem Fuß. Seine Opfer bekommen kein Geld zurück. Er post wieder auf Tinder, auf Insta (by the way: which is really his profile?)

Die Antwort auf diese Fragen fehlen.

Und auf die Frage: warum die Polizeien aller Länder anscheinend unwillig oder unfähig sind, ihm das Handwerk zu legen. Interpol hatte wohl mal eine Festnahme veranlasst – aber warum war es das?

Für eine journalistische „Dokumentation“ am Ende zu wenig journalistisch – einfach nur verfilmter Journalismus der anderen. Wie gesagt: sehenswert. Aber war es das schon wirklich?

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