Okay, die Bayern sind nicht die besten Verlierer, und nach dem Pokalfinale haben sie vielen, die die Bayern nicht mögen, den Gefallen getan, besonders arschig rüberzukommen, indem sie vor dem Gang in die Kabine nicht mal die Pokalübergabe abgewartet haben. Vorurteil erfüllt, alles klar.
Aber:
Wahrscheinlich lässt sich gar nicht mehr sagen, wer angesichts des DFB-Pokalfinales den Quatsch in die Welt gesetzt hat, die Bayern hätten der Eintracht „ein Spalier des Verlierers für den Sieger“ vorenthalten. Ich habe die 11 Freunde im Verdacht, die das sicher wieder sehr ironisch gemeint haben. In diesem Tweet:
Bayern München schwänzt es, Spalier für den Pokalsieger zu stehen. So viel zu der Frage, wie verdient der Sieg für Eintracht Frankfurt war. https://t.co/I47X3t4bql
— 11FREUNDE_de (@11Freunde_de) May 19, 2018
Oder auch nicht. Der Liveticker ist ja auch kein typischer Tatsachenticker sondern so eine Art Kunstwerk. Kann man mögen, muss man nicht.
Ganz anderes Medium: die FAZ.
Deren vielgeteilter Beitrag zum Pokalifinale ist das Meinungsstück Die Bayern verlernen das anständige Verlieren von Michael Horeni. Laut rivva.de 104 mal auf Twitter geteilt. Ich glaube mich erinnern, dass ich das auch als sinnlose Push-Meldung bekam.
Dort hieß es, und jetzt war ich verwirrt:
Ich habe schon ein paar Pokalifinale gesehen, ich kann mich an ein solches Spalier partout nicht erinnern. Kann aber sein, dass ich bei Siegerehrungen gerne mal wegzappe, oder eingeschlafen bin, oder oder oder. Ich bin ja kein Sportreporter.
Ich finde da im Netz auf Youtube:
Auch da verloren die Bayern, da gab es das Spalier der Sieger für den Verlierer, Medaillen für den eben den, und danach gings nur noch um den BVB. Nix Spalier der Verlierer.
Heute will ich das nochmal nachschauen, gehe auf den Artikel (oben verlinkt), aber jetzt steht da:
Aus dem Spalier der Verlierer wurde „erwies dem krassen Außenseiter nicht die Referenz“.
Ups.
Das ist alles möglich, kann im Journalismus passieren. Ich mache auch Fehler. Hier. Und hier. (Hinter mir sitzt allerdings auch kein abnehmender Redakteur).
Allerdings ist der Fehler dann besonders peinlich, wenn in diesem Meinungsbeitrag ziemlich heftig auf die Bayern eingewatscht wird. Wenn der Satz der eigentliche Knackpunkt der Beschreibung des skandalösen Bayernverhaltens ist.
Aber: passiert.
Aber so sehr, wie sich die FAZ von den Bayern anständiges verlieren wünscht, genau so wünsche ich mir anständiges korrigieren. Ich dachte inzwischen, das hätte sich in den so genannten „Qualitätsmedien“ als Standard etabliert. Das habe ich wohl falsch gesehen.
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