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Peter R. Neumann ist das, was man als „Sicherheitsexperte“ insertiert, ist Senior Fellow am Kings College und hat das International Centre for the Study of Radicalisation 2008 begründet, deshalb auch „Terrorismus“-Experte.

Ich habe sein aktuelles Buch gehört und folge seiner Analyse der Fehler westlicher, sich liberal verstehenden Gesellschaften und deren Vordenker sehr weitgehend. Vom naiven, teilweise ultraliberalen Technooptimismus bis zur Vorstellung, durch Globalisierung des Handels würden sich westliche Werte, Menschenrechte, Selbstbestimmungsrecht, Demokratie einfach so verbreiten. Er zitiert Vor- und Mitdenker und dröselt auf, wo schon ihre Annahmen falsch waren, vor allem aber, in welchen Bereichen und Weltregionen die teilweise schon unberechtigten Hoffnungen krachend gescheitert sind. Das ist ein Parforce-Ritt durch die Zeit ab 1990, und nicht von ungefähr bekommt Fukuyama am häufigsten sein Fett ab, wenn er in jeder Krise beschreibt, dass jetzt, aber jetzt wirklich, das Ende der Geschichte und der „Sieg“ des Westens bevorstehen.

Wer wissen, welche Denkströmungen, die teilweise unterschiedliche Schwerpunkte setzten, die Politik prägten und zum grandiosen Versagen „des Westens“ beitrugen, der findet hier viele sachkundige Hinweise.

Problematisch ist das Buch, wenn es als Analyseobjekt anscheinend nur „liberale westliche Eliten“ benennt. Fast nur am Beispiel der USA geht es mal auf die Ebene agierender politischer Subjekte.

Ganz offensichtlich drückt Neumann sich darum, konkretes politisches Verhalten und konkrete Akteure zu benennen. Das verwundert mich wenig, müsste er doch vor allem der Politik von Angela Merkel zu Leibe rücken. Und das würde ihm, CDU-nah und seinerzeit im Kompetenzteam von Laschet angesiedelt, wohl zu schwer fallen.

„Ideologie“ als Set von Glaubenssätzen kritisiert er weitgehend, aber eine weitere Ebene wird nicht behandelt: die der Wirtschaft. Welchen Einfluss haben die Akteure des westlich geprägten Kapitalismus, bestehend aus Kapitalakkumulierung und Freihandel, auf die Entwicklungen? Waren viele Entscheidungen etwa zur Globalisierung „ideologisch“ oder nur die erfolgreiche Strategie von Pressure-Groups der großen Konzerne? Wie beeinflusst die soziale Frage, die Ungleichheit in der Welt und innerhalb einzelner Gesellschaften denn das konstatierte „Scheitern“ der westlichen liberalen Werte beziehungsweise deren Verbreitung in der Welt?

Fragen, die kaum angetippt werden.

Richtig enttäuschend dann der Schluss, denn schon im Klappentext heißt es vollmundig: „Peter R. Neumann, international gefragter Experte für Terrorismus und Geopolitik, zeigt, wie dies geschehen konnte und was jetzt passieren muss.“

„und was jetzt geschehen muss“ ist albern, denn nach der Bestandsaufnahme waren gerade 16 Minuten Vorlesezeit übrig. Um das Kurze noch kürzer zu machen: der Westen müsse „nachhaltiger“ werden, „Inklusiver“ und sich davon verabschieden, seine Werte einfach so exportieren zu müssen, ohne diese aufzugeben und egoistisch weiter seine Aktionen an Eigennutz aber auch Wertekanon ausrichten.

Ich finde das zu wenig für „was jetzt geschehen muss“. Aber vielleicht ist das auch einfach seiner Analyseebene geschuldet.

Ich vergebe mal drei Sterne ***, bin aber unterbegeistert.

Will aber nicht verhehlen, dass mich sehr gefreut hat, dass er die anstehende Klimakatastrophe sehr klar benennt und zu Handeln auffordert. Er zeigt sich skeptisch gegenüber CO2-Abscheidung oder gar geo-engineering, Ideen die er abenteuerlich nennt.

Umso weniger habe ich dann diesen Einwurf und Artikel von ihm verstanden:

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