By: Dagny Mol

Die Diskussion um die angekündigte Drosselung von DSL-Verträgen ab dem Erreichen einer bestimmten Volumengrenze hat die Rolle der Telekom als Infrastrukturlieferant endlich mal wieder an die Öffentlichkeit gebracht. Denn für die Interessen der unglaublich miserabel angebundenen Gegenden Deutschlands, einem Land, das 1 MBit/s. als „Breitband“ bezeichnet, setzen sich nur ganz wenige hörbar ein. Schlechtes Karma, Schicksal, Isthaltso für diejenigen, die darauf verzichten müssen, am schnellen Datenverkehr teilzunehmen. Pech für Unternehmen, die zwar gezwungen werden, elektronisch ihre Steuererklärung abzugeben, das aber nur mühsam können. (Sascha Lobo hat gut geschildert, dass man eine LTE-Schimäre in den Breitbandatlas einbaut und dann sagt, alles sei gut!)

Populistisch beschied BuWi-Minister Rössler der Telekom, dass man das mit der Drosselung nicht ganz so gut fände, patzig schreibt Obermann zurück, das sei, Basta, nunmal so weil man sooo viel Geld in den Netzausbau investiere.

Die Art und Weise wie die Telekom als Infrastrukturinvestor agiert, das läßt sich in diesen Tagen im Landkreis Darmstadt-Dieburg bewundern. In diesem Flächenkreis im Frankfurter Speckgürtel, eigentlich in bevorzugter Lage des Rhein-Main-Gebiets, gibt es nicht wenige Gemeinden, die von schnellem Internet ausgeschlossen sind – und das nunmal seit Jahrzehnten. Das ist ein imenser Standortnachteil für die ansonsten gar nicht abgelegenen Kommunen.

Der Landkreis hat dann mal Bestandsaufnahme gemacht, und natürlich dauert auch hier alles furchtbar lang (2010 hat man schon behauptet, alles werde gut). Aber es geht nicht um die Trauergeschichte des kommunalen Engagements, sondern um dessen Ergebnis: am 27. März 2013 erklärt der Landrat, das Ausschreibungsverfahren für ein schnelles Netz, das die Möglichkeit, 19 Kommunen mit Bandbreiten von 50 MBit/s. zu versorgen bietet, sei gestartet. Zuschüsse von kommunaler Seite sind möglich, weil ein Marktversagen besteht, denn kein Telekommunikationsanbieter hat von sich aus gesagt: jawohl, wir binden die Gemeinden an.

Bis Ende April 2013. Natürlich haben die Kommunen auch die Deutsche Telekom angesprochen, ob diese nicht die Versorgung im Kreis verbessern könnte. Doch da kam nichts. Bis zu dem Zeitpunkt, zu dem die Politik endlich soweit war, das mit dem Breitbandzugang im Kreis anzugehen.

Doch jetzt kommt die wunderbare Deutsche Drosselkom und ihr Verständnis vom Investieren in Infrastruktur: man werde sieben der versammelten 19 Kommunen doch noch mit Breitband-Internet versorgen, berichtet das Darmstädter Echo. Eine Blutgrätsche vom Feinsten, das kann man in diesen Tagen nicht anders konstatieren.

Denn was bedeutet das?

1. Die Telekom hat keine Breitbandstrategie sondern pickt sich die Rosinen heraus und tut alles um zu verhindern, dass irgendein Konkurrent mit Infrastruktur Geld verdienen kann.

2. Die Telekom sabotiert und torpediert gerne mal Projekte, die für einen weitflächigen Ausbau der Breitband-Infrastruktur stehen. Denn 12 der 19 Kommunen stehen ebenso doof da wie zuvor, die Ausschreibungsbedingungen werden für mögliche Anbieter eines lokalen NGA-Netzes schlechter, weniger lukrativ, und im schlimmsten Fall muss man davon ausgehen, dass das ganze bei Null anfängt.

Da darf man doch der Deutschen Telekom zu ihrer zukunftsweisenden Breitbandstrategie gratulieren. Nicht.

2 Gedanken zu „Breitbandausbau: Wie die Telekom nahzu jeden vera … lbert“
  1. […] an den Kommentator im Wirtschaftsteil meines Regionalblattes, des Darmstädter Echo. Ohne auf die Steilvorlage aus dem Lokalteil einzugehen mäandert der Beitrag (leider nicht online) etwas vor sich hin, indem auch erwähnt […]

  2. […] Was das bedeutet? Es gibt einen Bereich, in dem die Regionalzeitung Spezialisierung zeigen könnten, nämlich in der Lokal- und Regionalberichterstattung, indem sie es schaffen, die „großen“ Themen lokal herunterzubrechen. Es darf einfach nicht passieren, dass ein Wirtschaftsteil einer Regionalzeitung den globalen Ansatz einer Debatte oder eines Ereignisses einfach so wiedergibt, wenn es denn, wie in diesem Fall, so einfach möglich ist, einen Sachverhalt auf die lokale Ebene zu bringen. Man müsste eigentlich nur seine eigene Zeitung lesen. […]

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