Es gibt nichts besseres für einen Interessenverband als ein Anlass, sich jährlich in die Schlagzeilen zu drängeln, mit irgendwelchen „Tagen“ oder irgendwelchen „Studien“ oder irgendwelchen „Auszeichnungen“. Großartig macht das seit Jahren der Bund der Steuerzahler – mit dem angeblichen Tag, bis zu dem der arbeitende Teil der Bevölkerung angeblich in einem Jahr nur für „den Staat“ gearbeitet hat.

Und jährlich muss man wohl daran erinnern, was das für ein Quatsch ist. Etwa Peter Bofinger:

Und auch Stefan Bach bleibt nur, auf seinen Artikel in der ZEIT vom Vorjahr zu verweisen:

„Vulgärokonomischer Populismus“, anders wird man es nicht sagen können, was die Interessenvereinigung der Besserverdienenden (Soli abschaffen, warum das unsozial ist hier) da jedes Jahr spielt. Und die Medien spielen mit, mit, mit:

Screenshot news.google.de 18.7.2018

Aus dem oben genannten Zeit Artikel, der nachweist, dass die Bezugsgröße falsch ist, Sozialabgaben auch Versicherungsleistungen sind und selbst der Staat Steuern zahlt – und „Durchschnitte“ ohnehin problematisch sind:

Trotz all dieser Unzulänglichkeiten kommt der Steuerzahlergedenktag gut an. Er appelliert an die diffusen Überlastungsgefühle. Dabei wird ignoriert, dass seit zwanzig Jahren nur noch die Reichen nennenswert reicher werden und zugleich steuerlich entlastet wurden, während die Mittelschichten nur noch mit mickrigen Einkommenszuwächsen vorliebnehmen mussten, die von steigenden indirekten Steuern und der Einkommensteuerprogression aufgezehrt wurden. Außerdem verfällt die öffentliche Infrastruktur und die staatlichen Leistungen sind schlechter geworden.

Seine Feststellung gilt:

Steuern und Sozialbeiträge sind das Geld der Gesellschaft. Damit finanziert der Staat die öffentlichen Güter und Leistungen, die für das Funktionieren einer modernen Volkswirtschaft und den sozialen Ausgleich unabdingbar sind. Insoweit bekommen Bürger und Unternehmen das Geld wieder zurück.

Effizienzgewinne sind möglich, manches Geld wird verschwendet, falsch ausgegeben, und fehlt an anderer Stelle. Dafür kann man Politiker wählen oder abwählen. Von einer Welt ohne Steuern hätte wahrscheinlich niemand etwas. Noch nicht mal die Superreichen.

 

Bild von Martin Fisch die stehen unter Creative Commons“ (CC-BY-SA)