Habe ich schon mal erwähnt, dass der Chef von Spiegel Online ein ziemlicher Schafler ist? Zumindest seine Vorwürfe gegen Jürgen Trittin haben ihn ziemlich deutlich in diese Richtigung tendieren lassen. Aber sein Essay zur Deutschen Einheit schlägt das noch deutlich. Da bejammert er die angebliche Unfähigkeit der Parteien in Berlin, etwas mit dem Wahlergebnis anzufangen und postuliert den Stillstand durch eine Große Koalition. Nun, dazu haben wir schon eine Menge Differenzierteres gelesen. Aber lassen wir die von wenig Hintergrund getrübte Betrachtung der Politik außer acht, dann fragen wir doch auf einer Meta-Ebene, was einzelne Sätze wohl zu bedeuten haben:

Wer sich an die achtziger Jahre erinnert, hat sie angeblich nicht erlebt. Manche möchten sich vielleicht auch gar nicht erinnern. Denn vor weniger als 20 Jahren war die Teilung Deutschlands eine politische Realität, die man für unabänderlich hielt.

Äh. Spontideutsch mal sehr quer? Was soll das?

Die politische Elite der Republik hat sich nach dem verwirrenden Wahlergebnis vom 18. September offenbar auf die einfachste und hilfloseste Lösung verständigt: die Bildung einer Großen Koalition. Damit beweist die Politik in Deutschland erneut, dass sie die Zeichen der Zeit entweder nicht verstanden hat – oder sich vor den Notwendigkeiten wegduckt.

So, jetzt wollen wir mal hören was die Zeichen der Zeit geschlagen haben. Hören wir aber nicht. Nichts davon. Was „muss“ denn jetzt passieren? Was sind die Zeichen der Zeit? Pustekuchen.

Denn die große Koalition wird das Land bloß verwalten, ein bisschen regieren – aber nicht nach vorn bringen.

Wo ist vorn? Seufz!

In der DDR gab es eine Schere im Kopf, im neuen Deutschland klaffte die individuelle Wahrnehmung offenbar wie eine Schere auseinander.

Aua! Aua! Aua! Zwei mal Scheren. Und auf Teufel kommt raus den Beelzebub ausgetriebn beide miteinander verquasten.

Sprachlich schlampig, inhaltlich wild springend, „Zeichen der Zeit“ erkennend aber nicht bennenend ist das Ganze unverdaulich. Schon wieder.