Wer einen Eindruck von der bornierten Arroganz des US-Softwareriesen Microsoft bekommen will, der ist bei diesem Interview in der Süddeutschen gut aufgehoben. „Microsoft-Chefstratege“ nennt man hier Craig Mundie, und er ist damit der Nachfolger von Bill Gates. Wer ein wenig Neues erwartet hätte, der wird schwer enttäuscht. Denn natürlich hat Microsoft immer alles vorher gewußt, und immer alles früher als andere besser gemacht. Aha. Besonders beim Kapitel „Zukunft des Internets“ sollte man nicht allzuviel auf die Einschätzungen der Entwickler immer größerer, teurerer, fetterer und überfrachteter Officepakete geben.

Meine Lowlights:

Arroganz in reinkultur ist die Einschätzung von Google

Na ja, Google ist eine sehr eng ausgerichtete Firma, die ihr gesamtes Geld auf einem einzigen Gebiet verdient. Sie versuchen dort aufzuholen, wo wir stark sind. Aber wenn man wie wir annimmt, dass es künftig eine ganze Bandbreite an verschiedenen Geräten gibt, betrieben mit Software, ist das viel schwieriger, als Rechenzentren zu betreiben, in denen ein paar Anwendungen laufen.

Witzig, dass man gutes Geld mit ein paar Rechenzentren verdienen kann – und gerade die Tatsache, dass die Googleservices ohne Probleme von vielen verschiedenen Endgeräten aus ansprechbar sind machen doch den Vorteil gegenüber dem langweiligen zu Hause gebliebenen Word aus. Dass Menschen mobil, von unterwegs aus auf immer dieselbe Arbeitsumgebung zugreifen wollen, das hat Google doch wesentlich früher als MS verstanden, und zudem hält man dafür nicht unangemessen die Hand auf.

Das Thema „persönliche Assistenten“ ist nun ein wirklich sehr alter Hut, den sich Mundie in Folge aufsetzt

Mundie: Computer werden Zusammenhänge verstehen und sich an Dinge erinnern und nicht bloß all unsere Daten daraufhin untersuchen, ob man eher Werbung für einen BMW oder für einen Mercedes einblenden soll.

SZ: Das setzt eine Intelligenz beim Rechner voraus, die er nicht hat.

Mundie: Heute muss man dem Computer Schritt für Schritt vorgeben, was er tun soll. Bei meinem Büroleiter muss ich das nicht, denn er weiß, wie ich arbeite. Warum sollen die extrem leistungsfähigen Computer von morgen nicht die Funktion eines persönlichen Assistenten übernehmen?

Von persönlichen Assistenten, die mir die Sucharbeit abnehmen und Quellen gewichten, lese ich seit vielen vielen Jahren. Auf diesem Gebiet ist Microsoft kaum besseres eingefallen als einen blöden animierten Köter und eine doofe Taschenlampe in die Suchfunktion einzubauen. Die verzweifelt wirkenden Bemühungen Google zu imitieren sind traurig.

Dreist und kackfrech ist sein Ausblick auf die Zukunft. Oder eher: seine Einschätzung der Vergangenheit:

SZ: Was war für Sie die letzte dieser großen Veränderungen?

Mundie: Das waren die graphische Benutzeroberfläche zusammen mit Textverarbeitung und Tabellenkalkulation, also Windows, Word und Excel.

SZ: Und das Internet?

Mundie: Das World Wide Web hat dagegen nur ein halben Schritt bedeutet. Hätte es den PC nicht gegeben, hätte es auch das Web nicht gegeben.

Grafische Benutzeroberfläche: wer hat’s erfunden? (Ich hatte mal Windows. 2.0 auf dem Rechner! Und 3.0.) Wer hat die Tabellenkalkulation erfunden. Und ohne PC kein www? Also: wer sich so mit der Vergangenheit beschäftigt: was erwartet man von ihm in der Zukunft