Verena Maria Dittrich schreibt regelmäßig TV-Kritiken. Seit 2013 ist sie freie Autorin bei n-tv.de. Und bei ihrem Versuch „was mit Medien zu machen“ im Genre „TV-Sendungen, Unterabteilung Nacherzählungen“ hängengeblieben. Das macht sie gut und gerne, auf jeden Fall scheint es ein nachgefragtes Angebot zu sein, wenn etwa unter der Überschrift Der Mumu-Verweigerer hat „das Crone“ eine Dschungelcamp-Folge nacherzählt wird. Es gab Zeiten, als dieses Format noch neu und kontrovers war, da habe ich solche Zusammenfassungen auch gelesen, um a. auf dem Stand der Small-Talk Themen zu sein und b. mir die langatmige Langweiligkeit der Originalsendung zu sparen. Heute ist das ganze kaum noch Gesprächsstoff in meiner Umgebung, und die Nacherzählungen sind sowohl bei SPON als auch bei n-tv in die pure Unverständlichkeit abgeglitten – in dem verzweifelten Versuch, das Dschungelgeschehen (oder den „Bachelor“, „Promi-Irgendwas“ und zur Not auch „Wer wird Millionär“) sprachlich aufzumotzen, tieferzulegen, zu tunen. Verena Maria Dittrich ist da an vorderster Front, was Experimente mit Sprache jenseits von Kommunikation angeht.

Knallplätzchen Hanka kletterte für die Vorspeise in einen Schlemmerbecher, wo sie mit edlem Ekelgedöns überschüttet wurde, angefangen von Fischabfällen, zerbröselten Hühnerfüßen und Schleim, über Kakerlaken, Mehlwürmer und vergammeltes Gemüse bis hin zu einer grünen Kotzlichkeit, die aussah wie Hulks püriertes Gehirn.

Aha. Kann ich mir noch zusammenreimen.

Und die hat La Loth selbstverständlich, denn nach dem Tätscheln von Terenzis Sixpack – uh la la – gerät sie ins Schwärmen: „Ich würde ihn nicht von der Bettkante schubsen, er ist ein schöner Mann.“ Neben heißen Flirts gibt es auf den letzten Poeng aber auch noch jede Menge Beef.

Schon rätselhaft. Kann man sich vorstellen, was es bedeuten muss, so etwas schreiben zu müssen? Und vorher die Sendung sehen zu müssen?

Okay, könnte ich sagen, kurios, womit sich manche Menschen ihre Brötchen verdienen. „Was mit Medien“ sicherlich, „was mit Journalismus“: eher nicht. Das merkt man jetzt vor allem an der Aufgabe, die Geschichte von Joko, Klaas, der Goldenen Kamera und Ryan Gosling wiederzugeben – indem man sich nur so halb interessiert gerade mal die zukünftig auslaufende Sendung Zirkus Halli-Galli ansieht. VMD mit Die ganze Wahrheit über das Gosling-Gate. Das Wort Wahrheit in einer Überschrift ist immer gewagt, aber auch noch die „ganze“?

VMD kommt nicht so recht aus ihrem Dschungelcamp-Duktus heraus:

Inzwischen ist bekannt, dass die beiden ProSieben-Knallchargen, Joko und Klaas das ZDF, allen voran die Verantwortlichen der „Goldenen Kamera“ nicht nur verhohnepiepelt, sondern um es im „HalliGalli“-Sprech zu sagen, sprichwörtlich „gefickt haben“

Hohoho. Das ZDF. Gefickt.

„Ist bekannt“. „Man weiß“. Meine Lieblingsfloskeln. VMD holt zum Rundumschlag gegen das öffentlich-rechtliche Fernsehen aus:

Das ZDF ist unabhängig, finanziell gefüttert mit eingetriebenen Gebührengeldern, behäbig und – nachlässig. Genauso wie es als gerecht angesehen wird, dass alternde Intendanten dieses TV-Kolosses mehr verdienen als die deutsche Bundeskanzlerin, scheint es okay zu sein, dass da keiner ist, der weiß, wen man sich da überhaupt auf die Bühne holt.

Hat denn niemand der Medien-Journalistin den Unterschied verraten können, den es macht, ob man eine Veranstaltung ausrichtet oder nur überträgt? Dass man durchaus mal „recherchieren“ darf? Immerhin schaffen es doch die meisten Medien zu erkennen, dass es die „Funke Mediengruppe“ als inzwischen Besitzerin der Hörzu ist, die das mit der Goldenen Kamera schon schaukelt? Etwa bei DWDL:

Die Goldene Kamera, die seit dem Verkauf der einstigen Springer-Zeitschrift „Hörzu“ inzwischen von der Funke Mediengruppe vergeben wird, äußerte sich inzwischen auch ganz offiziell zu dem Vorfall. „Yes, wir sind geprankt worden. Die Ermittlungen dauern an“

 

Aber besser nicht mit solchen Dingen aufhalten. Noch ein bisschen Gebührenbashing und alles ist gut im Hause n-tv. Dem zur RTL-Gruppe gehörenden Angebot (was auch erklärt, warum auch „Wer wird Millionär“ und andere Hervorbringungen der Sendergruppe in besonders abenteuerlichen Satzkonstruktionen gewürdigt werden), in dem so etwas wie Redaktion eher etwas unterbelichtet sein muss.

(Das muss jetzt sein: Im Sportteil diese Überschrift: Giersch holt historisches Gold im Dreisprung. Dass die Sportlerin Kristin Gierisch heißt, darauf konnten die Macher der Überschrift ja nicht kommen. Stand ja nur auf dem Leibchen im Foto. Und im ersten Absatz der Meldung. Aber: das kann ja mal passieren! Nur: nach fünf Tagen hat das immer noch niemand gemerkt und korrigiert.

Screenshot n-tv.de http://www.n-tv.de/sport/Giersch-holt-historisches-Gold-im-Dreisprung-article19730153.html Meldung vom 4.3.2017, Screenshot vom 9.3.2017

)

Aber immer feste druff, das nächste TV-Event wartet.

Damit will ich übrigens nicht davon ablenken, dass die Frage erlaubt sein muss, warum das ZDF diese Veranstaltung überträgt. Glamouröse und unterhaltsame Preisverleihungen im deutschen Fernsehen gibt es ja eigentlich nicht, normalerweise moderiert das die allseits überschätzte Barbara Schöneberger unvergleichlich peinlich runter (was bedeutet, dass man sich über Gätjen schon freut und er einem leid tut, dass er jetzt auch diesen Gosling-Quatsch abbekommen hat). Uebermedien hat fundamental passend zusammengefasst, warum man sich das mit der Preisübertragung in der Zukunft besser nochmal überlegen sollte:

 

3 Gedanken zu „Haha. Fernsehen halt. Haha.“

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