Vielleicht werden wir uns in einigen Jahren an diesen 24.6.16 ähnlich erinnern wie an 9/11. Wie wir die ersten Nachrichten zum Brexit morgens mitbekommen haben: per Twitter, im Radio, Fernsehen, Facebook, auf einer Newssite. Vielleicht fehlen die ikonischen Bilder, vielleicht ist es aber auch die häßliche Fratze von Nigel Farage. Auf jeden Fall dürfte dieser Tag ein ähnlich tiefer Einschnitt sein wie dieser Tag vor fast 15 Jahren. Denn nach diesem Tag passierten zunächst ein paar vorhersehbare Dinge, dann aber viele andere, nicht vorhersehbare. Vorhersehbar war 2001, dass für 9/11 irgendjemand von den USA bombardiert würde, und vielleicht war auch klar, dass es Afghanistan war. Aber dann wurde noch der Irak angegriffen, und danach, deutlich danach, stiegt DAESH zu IS auf. Guantanamo. Der unglaubliche Angriff auf die Privatsphäre aller Menschen der Welt. Eine Spirale aus Gewalt und Hass,

Bei den Folgen des Brexit gibt es ein paar vorhersehbare Folgen, und dann wird der Blick in die Zukunft düster. Vielleicht sortiert sich GB als harmloses Mitglied des Europäischen Wirtschaftsraumes unspektakulär ein. Vielleicht aber auch nicht, und was das an Rückhalt für die Nationalisten in anderen Ländern bedeutet – schwer einzuschätzen.

Das Projekt Europa ist auf jeden Fall in der Krise. Und ein Faktor  beunruhigt mich dabei sehr: der Brexit ist nicht Folge einer Presse- und Desinformationskampagne der letzten beiden Jahre – er ist die Folge jahrzehntelangen Eindreschens auf die EU durch Politiker, Wirtschaft und Medien. Immer dann, wenn etwas Positives zu vermelden war, dann hat man es sich selbst ans Revers geheftet. Alles wirklich und nur vermeintlich Schlechte kam aus Brüssel. EU-Bashing ist auch in vielen anderen Ländern Europas seit Jahrzehnten geübte Praxis, auch von den Parteien, die heute, gestern, vorgestern so für die EU geworben haben.

Dieser langjährige Trend, entweder alles Schlechte auf die EU zu schieben oder bewusst an den dortigen Strukturen nur homöopathisch zu schrauben, wird sich auch in anderen Ländern zu schlechten Entscheidungen verfestigen.

Kein guter Tag für meine Kinder.

Ein Gedanke zu „Exit Day“

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